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GSI Helmholtzzentrum für SchwerionenforschungStation 8Auswertung von Nebelkammerbildern

NebelkammerInhaltInhalt. 1Auswertung von Nebelkammerbildern . 2Worum es geht . 2V.1. Der Experimentierplatz. 2V.2. Aufnehmen der Bilder . 2V.3. Die Halbwertszeitmessung. 4V.4. Die Anpassung der Exponentialfunktion . 6V.4.1. Die Methode der "verschwindenden Fehlersumme" . 8V.4.2. Die Methode der kleinsten Fehlerquadrate. 8V.5. Die Energiemessung. 9V.6. Die Kalibrierung der Längenskala (optional) . 11Hintergrundwissen: . 12H.1. Die Nebelkammer . 12H.2. Die Nebelkammer im Schülerlabor . 14H.3. Radioaktivität . 16H.4. Alpha- und Beta-Zerfall . 16H.5. Zerfallsreihen . 17H.6. Halbwertszeit . 19H.7. Die Reichweite von Alpha-Strahlung in Luft. 20-1-

NebelkammerAuswertung von NebelkammerbildernWorum es gehtIn einer großen Diffusions-Nebelkammer können in jeder Sekunde zahlreiche Spurenkosmischer und terrestrischer Strahlung beobachtet werden, die normalerweiseunsichtbar sind. Nach Einblasen einer geringen Menge von Radongas kann man die Spurender beim Zerfall von Radon emittierten α-Teilchen beobachten und mit einer VideoKamera aufzeichnen. Diese Bilder werden am Computer ausgewertet. So kann man dieGeschwindigkeit und die kinetische Energie der α-Teilchen messen und dieHalbwertszeit von Radon experimentell bestimmen.V.1. Der ExperimentierplatzDie Nebelkammer des Schülerlabors befindetsich unter einem „Zelt“ aus dunklem Stoff, umdas Umgebungslicht bei der Beobachtung deroftsehrschwachenNebelspurenzureduzieren. Direkt über der Nebelkammer isteine Videokamera (Webcam) fest installiert,mit der die Bilder über das Intranet an denArbeitsplatz-PC übertragen werden. Beobachten Sie die Nebelkammer übermehrere Minuten und zählen Sie, wie oftin der Minute die Spur eines α-Teilchenauftritt, ohne dass eine radioaktiveQuelle in das Innere der Nebelkammereingebracht wurde (sog. „Nullrate“).V.2. Aufnehmen der BilderFür die Bildaufnahme der Nebelkammerspuren mit der fest installierten Überwachungskamera sind zwei Möglichkeiten vorgesehen: Wählen Sie in Ihrem Experimentordner das Icon „Nebelkammer“.Damit können die Nebelkammerbilder mit einem üblichen Browser (z.B. dem InternetExplorer) ständig auf dem Bildschirm angezeigt werden. Prüfen Sie, ob die fenist.Sollte die Seite nicht dargestellt werden, verständigen Sie bitte einen Betreuer, dereinen Reset der Kamera durchführt.-2-

Nebelkammer Für die Messung der Halbwertszeit müssen die Nebelkammerbilder ineinem festen Zeittakt überwacht werden. Dies geschieht mit einem FTPServerprogramm, das durch Anklicken des Icons „TYPSoft FTP Server“ aufdem Desktop gestartet werden kann.Nach dem Start öffnet sich das Serverfenster und man erkennt, dass die ersten Bilddateienempfangen und auf die Festplatte geschrieben werden.Unter dem Menüpunkt SERVER kann das Serverprogramm gestartet und gestoppt werden.Nach dem Start nimmt die Kamera nun alle 5 Sekunden das aktuelle Nebelkammerbild aufund stellt es als JPEG-Bild unter einer festen IP-Adresse ins Netzwerk. Auf demArbeitsplatzrechner läuft nun der FTP-Server, der insgesamt 50 dieser Bilddateien auf dielokale Festplatte schreiben wird (F:\FOGGY-Images\image 00001.jpg, ).Nach der 50. Bilddatei wird die zuerst geschriebene Datei mit den neuen Bilddatenüberschrieben. Auf diese Weise liegen immer die 50 zuletzt aufgenommenen Bilddateien aufder lokalen Festplatte vor und können mit üblichen Grafik-Tools weiter verarbeitet werden. Starten Sie den FTP-Server und nehmen Sie für eine Nullratenbestimmung einevollständige Sequenz von 50 Bildern auf.Öffnen Sie mit dem Windows-Explorer den Ordner User Data (F:)/FOGGY-Images/und stellen Sie die dorthin gespeicherten Bilder mit dem Windows-Eplorer inMiniaturansicht dar (vgl. Abbildung auf der nächsten Seite).Lassen Sie sich alle Bilder als „Diashow“ darstellen (Navigation mit den Cursor-Tasten)und bestimmen Sie aus dieser Sequenz die mittlere Anzahl der Alphateilchen proaufgenommenem Bild. Diese Nullrate sollte unter 0,5 Ereignissen pro Bild liegen.Wenn dies der Fall ist, kann bei den weiteren Messungen auf eine NullratenKorrektur verzichtet werden. Im anderen Fall muss die Nullrate von den Messwertenabgezogen werden (s.u.).-3-

NebelkammerV.3. Die Halbwertszeitmessung Starten Sie das FTP-Serverprogramm und stoppen Sie die Bildaufnahme imMenüpunkt SERVER und lassen Sie das Menü geöffnet.Bitten Sie nun den Betreuer, etwas Radongas in die Nebelkammer einzuleiten.Warten Sie einen Moment, bissich das Radongas in derNebelkammer verteilt hat, undsich eine möglichst homogeneräumlicheVerteilungderSpuren eingestellt hat. StartenSie dann den FTP-Server undnehmen Sie maximal 50 Bilderauf.Betrachten Sie die einzelnenAufnahmen wie im vorherigenAbschnittals„Diashow“.Typischerweise sehen Sie amAnfang sehr viele Spuren wiein der Abbildung.-4-

Nebelkammer Interpretieren Sie diese Bilder vor dem Hintergrund Ihrer Kenntnisse über den Rn-220Zerfall (vgl. Hintergrundwissen) und beantworten Sie folgende Fragen:Warum sind sehr oft „Gabelspuren“ zu sehen, d.h. zwei Spuren, die von annähernddemselben Raumpunkt auszugehen scheinen.Warum haben die Spuren unterschiedliche Längen?Warum gibt es aber offenbar auch manchmal Einzelspuren?Warum ist es sinnvoll, beim Abzählen der Radon-220-Zerfälle in einem Bild nachfolgender Zählregel vorzugehen:"Eine Doppelspur wird als ein Radon-220-Zerfall gezählt,eine Einzelspur wird ebenfalls als ein Radon-Zerfall gezählt."Wählen Sie nun ein geeignetes Anfangsbild aus und zählen Sie unter Beachtung derZählregel in diesem und allen unmittelbar darauf folgenden Bildern die Anzahl N allerRn-Zerfälle. Ordnen Sie dem ersten Messwert N(0)t/sN(t)den Zeitpunkt „Null Sekunden“ zu. Die unmittelbar0 darauf folgenden Messwerte sind dann N(5), N(10)5 usw. Tragen Sie Ihre die Werte in folgende Tabelle ein:Korrigieren Sie diese Zahlen, wenn nötig, bezüglich der Nullrate (vgl. V.2.) und tragenSie die Wertepaare auf mm-Papier in ein geeignetes Koordinatensystem ein (s.u.).Naturgemäß werden die eingetragenen Datenpunkte stark streuen:Zeichnen Sie per Hand und nur nach Augenmaß eine möglichst glatte Kurve so durchdie Datenpunkte, dass diese im Mittel möglichst wenig von dieser Kurve abweichen.Bestimmen Sie aus dieser Kurve rein graphisch möglichst genau die Halbwertszeit vonRadon-220!-5-

NebelkammerV.4. Die Anpassung der ExponentialfunktionDas im vorigen Abschnitt praktizierte „Glätten“ der Messwerte „von Hand“ liefert manchmalerstaunlich gute Ergebnisse, ist aber doch sehr willkürlich und unbefriedigend, hängt derErfolg doch sehr vom Augenmaß und Geschick des Auswertenden ab.In der Physik kommt es oft vor, dass man – wie in unserem Falle - viele fehlerbehaftete undstatistische Schwankungen unterworfene Messwerte in einem zweidimensionalen Diagrammeingetragen hat, und eine Kurve so durch die Datenpunkte legen möchte, dass sie möglichstgut zu den Messwerten passt. Man nennt diesen Vorgang „fitten“ (engl.:to fit, anpassen).Die Kurve wird mit einer sog. Fitfunktion erzeugt. Die Fitfunktion ist ein mathematischesModell, das die Messung erklären soll. Die Fitfunktion wird an die Messdaten angepasst,indem ihre Parameter berechnet werden. Wir machen uns dies im Folgenden an unserenDaten deutlich.Aus der Theorie des radioaktiven Zerfalls wissen wir (vgl. Hintergrundwissen), dass die ZahlA(t) der Rn-Zerfälle pro Aufnahme nach dem Zerfallsgesetz mit der Zeit t abnimmt:A(t ) A0 2A0t1/2eλ tt1 / 2bzw.A(t ) A0 e tλist hierbei die Anzahl der Rn-Zerfälle in der zum Zeitpunkt t 0 gemachten Aufnahme,ist die Halbwertszeit,ist die Eulersche Zahl (e 2,718281.) undist die mit der Halbwertszeit verknüpfte sogenannte Zerfallskonstante.Die Kenntnis des Zerfallsgesetzes liefert uns also die obige Exponentialfunktion alsFitfunktion A(t) und es ist nun unsere Aufgabe, die beiden Parameter A0 und t1/2 bzw. λ indieser Fitfunktion so zu bestimmen, dass die Messwerte N(t) durch die Funktion A(t) optimalbeschrieben („approximiert“) werden. Zu betonen ist hierbei, dass es im allgemeinenwesentlich mehr Datenpunkte gibt als Parameter.Zunächst ist es nicht klar, wie man die Güteverschiedener Approximationen beurteilen soll.Betrachten wir die Messfehler noch einmal indem nebenstehenden Ausschnitt unsererAuswertung. Die positiven Abweichungen vonder Fitfunktion als rote, die negativenAbweichungen als blaue Balken dargestellt.Nbzw.AFitfunktion A(t)Es erscheint zunächst einmal unmittelbareinleuchtend, dass die im Bild grüneingezeichnete Fitfunktion die Daten dannbesonders gut beschreibt, wenn sich dieseAbweichungen gegenseitig aufheben, d.h. wenndie Summe aller Fehler möglichst gering ist.Wir wollen im Folgenden untersuchen, wie mandie optimale Fitfunktion mathematisch herleitenkann.Messwerte N(t)t / Sekunden-6-

Nebelkammer Starten Sie zunächst das Programm EXCEL vom Desktop aus und stellen Sie im MenüEXTRAS / MAKROS / SICHERHEIT die Makrosicherheit auf "mittel" ein.Öffnen Sie anschließend die EXCEL-Arbeitsmappe „Zerfallsgesetz Fit“ aus IhremExperiment-Ordner und erlauben Sie beim Nachfrage ausdrücklich die Verwendungvon Makros.Tragen Sie anschließend Ihre Messwerte in die weiße Spalte N(t) des erstenArbeitsblattes der Mappe mit dem Namen Fit B2 ein.Alle anderen Zellen dürfen nicht verändert werden!Bitte nur hier dieMessdaten eintragen! Bevor Sie nun mit dem Fitten beginnen, sollten Sie sich mit der Bedienung desArbeitsblatts vertraut machen: Über dem Diagramm gibt es zwei Schieberegler. Derobere (blaue) dient zur Auswahl des Wertes von t1/2, mit dem unteren (grünen) kannder Wert von A0 verändert werden. Die Fitfunktion A(t) mit den jeweils eingestelltenParameterwerten wird in dem umrandeten Kasten links neben den Schiebereglernangezeigt und in dem Koordinatensystem als Graph dargestellt.-7-

NebelkammerV.4.1. Die Methode der "verschwindenden Fehlersumme"Diese Methode wird mit den EXCEL-Arbeitsblättern Fit B2 (zur Basis 2) bzw. Fit BE (zurBasis e) erläutert. Bitte beachten Sie, dass die Messwerte nur einmal in dem Blatt Fit B2eingegeben werden (von dort werden sie automatisch in alle weiteren Rechenblätterkopiert).Mit diesen beiden Werten wird nun der Wert der Fitfunktion A(t) für alle t-Werte berechnetund in der Spalte D ausgegeben. Gleichzeitig werden diese Werte als magentafarbenePunkte im Diagramm dargestellt. In der Nachbarspalte E wird aus den Messwerten N(t) undder Theorie A(t) der "Fehler" N-A berechnet. Probieren Sie, die Parameterwerte mit Hilfe der Schieberegler so zu einzustellen, dassDi Fehlersumme möglichst klein wird. Diese wird in der Zelle N7 berechnet, und imrechten Teil des Diagramms als Balken angezeigt.Versuchen Sie, mit dieser Methode die Halbwertszeit t1/2 eindeutig zu bestimmen!Woran liegt es, dass diese Methode kein eindeutiges Ergebnis für t1/2 liefert?V.4.2. Die Methode der kleinsten FehlerquadrateDie Mathematiker Gauß und Legendre hatten die Idee, weitere Annahmen über dieMessfehler zu machen. Sie sollten, wie wir soeben gesehen haben, im Durchschnitt Nullsein. In der Sprache der Stochastik kommen noch folgende Bedingungen hinzu: JederMessfehler soll die gleiche Varianz haben und von jedem anderen Messfehler stochastischunabhängig sein. Damit verlangt man, dass in den Messfehlern keinerlei systematischeInformation mehr steckt. Sie sollen also rein zufällig um Null schwanken. Außerdem solltendie Messfehler normalverteilt sein, was zum einen wahrscheinlichkeitstheoretische Vorteilehat und zum anderen garantiert, dass „Ausreißer“ so gut wie ausgeschlossen sind.Das Kriterium zur Bestimmung der Güte der Approximation muss dieses allesberücksichtigen und so gewählt werden, dass große Abweichungen der Modellfunktion vonden Daten viel stärker "bestraft" werden als kleine. Alle diese Überlegungen führenletztendlich zu folgendem Verfahren:Methode der kleinsten Fehlerquadrate (least square method):Es werden diejenigen Parameter ausgewählt, bei denen die Summe der Quadrate derAbweichungen zwischen der Modellkurve und Daten (kurz auch Summe derFehlerquadrate) minimal wird im Vergleich zu anderen Wahlen der Parameter. Wählen Sie das Rechenblatt lsqFit B2 (Basis 2) bzw. lsqFit BE (Basis e) aus undoptimieren Sie nun die Fitfunktion noch einmal nach der Methode der kleinstenQuadrate. Zeigen Sie durch systematisches abwechselndes Verändern der beidenParameter, dass es bei dieser Methode nur eine eindeutig bestimmte Fitfunktion gibt,bei der die Summe der Fehlerquadrate minimal ist und bestimmen Sie so dieHalbwertszeit t1/2! (Wenn Sie mit dem Zerfallsgesetz zur Basis e gearbeitet haben,müssen Sie die Halbwertszeit t1/2 noch aus der Zerfallskonstante λ berechnen).Ermitteln Sie aus der Isotopentafel den Literaturwert für die Halbwertszeit von Rn-220und vergleichen Sie diese mit dem von Ihnen gemessenen Wert. Um wie viel Prozentweicht Ihr Wert vom Literaturwert ab?-8-

NebelkammerV.5. Die EnergiemessungMit den in V.3. aufgenommenen Bildern soll nun die Geschwindigkeit und die kinetischeEnergie der Alphateilchen bestimmt werden. Die Auswertung geschieht mit Hilfe des Grafik-Tools „Corel DESIGNER 9“.Starten Sie dieses Programm vom Ihrem Experimentordner aus.Öffnen Sie zunächst in IhremExperimentordner die Datei„Nebelkammer.dsf“.Damit wird die Längeneichungfür die Kamera geladen.Diese wurde in einervorangegangenen Messungmit einem Kalibrierstab mitcm-Markierung bestimmt, derin die Kammer eingeführtwurdeWählen Sie mit „Datei –importieren“ geeigneteNebelkammerbilder zurBearbeitung aus.Die Nebelkammerbilder findet manin der DateiUser Data (F:)/Foggy-Images/Zur besseren Übersicht kann mansich in dem Dateiauswahlfensterdie Bilddateien wieder in derMiniaturansicht anzeigen lassen.-9-

Nebelkammer Suchen Sie nun in den Bildern unter den typischen Teilchenspuren die längsten ausund ermitteln Sie mit Hilfe des Bemaßungswerkzeuges die Länge d dieser Spuren incm. Werten Sie dazu 10-20 Teilchenspuren aus mehreren Bildern aus.Bemaßungswerkzeug Berechnen Sie aus der maximalen Spurlänge d die Geschwindigkeit vα der α-Teilchenmit Hilfe des Reichweitengesetzes von Geiger:d c g v α3Diese Gleichung gilt in Luft unter Normalbedingungen. d steht für die Reichweite der αTeilchen (in Metern), v für deren Geschwindigkeit (in Meter/Sekunde). Die Konstante c wurdevon Geiger empirisch bestimmt: cg 9,67 10-24s3/m2Wie viel Prozent der Lichtgeschwindigkeit beträgt die Geschwindigkeit der α-Teilchen?Die Geschwindigkeit hängt über die Masse mα des α-Teilchens mit dessen kinetischerEnergie zusammen (vgl. Hintergrundwissen):Wα 21 mα v α2Setzt man die kinetische Energie in der Einheit „MeV“ (Megaelektronenvolt, eine in derKernphysik übliche Energieeinheit) ein, so erhält das Reichweitengesetz die Form(Umformung zur Übung empfohlen!):Wα 3 d 3 3,21 10 m 2MeVBerechnen Sie die kinetische Energie der α-Teilchen und vergleichen Sie Ihr Ergebnismit den Angaben in der Nuklidkarte.- 10 -

NebelkammerV.6. Die Kalibrierung der Längenskala (optional)(Entfällt, wenn die Längeneichung erfolgreich geladen wurde) Zur Messung der Spurlängen von α-Teilchen müssen die Längenskalen desGrafiktools geeicht werden. Dazu wird ein Kunststoffstab mit aufgedruckter mm-Skaladurch die Schleuse in die Nebelkammer eingeführt, mit der Kamera aufgenommen undin das Grafiktool importiert. Das Nebelkammerbild sollte wie hier im Beispiel mit etwa200%iger Vergrößerung dargestellt werden. Man erkennt den Kunststoffstab mit demhell aufleuchtenden Millimeterpapierstreifen, der genau 20 cm lang ist.Zunächst misst man mit dem Bemaßungs-Werkzeug (Werkzeugleiste links) die Längedes hellen Papierstreifens in den Einheiten des Programms und bestimmt anhand derbekannten Länge den Umrechnungsfaktor.Diese Zahl wird unter „Datei – Skalierung einrichten .“ folgendermaßen eingetragen:„Metrisch“ anwählen und „weiter“Basiseinheit: „cm“ anwählenEine Basiseinheit entspricht „2,79“ eintragen und „weiter“„Aktuelle Zeichnung“ und „Diese Einstellungen gelten für alle zukünftigenEinstellungen“ anwählen5. Fertig stellen1.2.3.4.Wenn der Umrechnungsfaktor bestimmt und eingetragen wurde, kann mit dem Ausmessender Spurlängen der α-Teilchen in V.5. begonnen werden.- 11 -

NebelkammerHintergrundwissen:H.1. Die NebelkammerBevor wir uns der Nebelkammer imSchülerlabor zuwenden werfen wireinmal einen Blick an den Himmel. DasBild zeigt den Himmel über Frankfurt aneinem kühlen Herbstmorgen nachSonnenaufgang. Man erkennt deutlichzahlreichen Kondensstreifen. Das sinddietypischenweißen,schmalenEiswolkenstreifen, die sich als Folge derFlugzeugabgase hochfliegender Jetsbilden können. Diese Flugzeugabgasebestehen zu einem Großteil ausWasserdampf, aber auch aus anderen,festen Verbrennungsprodukten. Dieseanderen, festen Aerosole dienen für denWasserdampf als Kondensationkerne. InVerbindung mit der raschen Ausdehnungund der damit verbundenen Abkühlungsetzt praktisch spontane Sublimation ein,d.h. es bilden sich sehr rasch Eiskristalle.Daher setzen die Kondensstreifen auchbereits wenige Meter hinter den Jets an.Wie langlebig die einmal entstandenenKondensstreifen letztlich sind, hängt vondem generellen Feuchtegehalt der Schicht ab, in welcher sie entstehen. Vor allem beiAnnäherung einer Warmfront, wenn also in der Höhe feuchte Luftmassen "advehiert"werden, sind sie besonders langlebig und diffundieren zu großen, dünnen Bändern, letztlichalso zu künstlichen Cirrus und Cirrostratuswolken. Auf dem Bild sieht man solcheKondensstreifen unterschiedlichen Alters: schmal und scharf begrenzt die frischen,unmittelbar erzeugten Spuren, breiter und verwaschener die „alten“ Spuren, die schon voreiniger Zeit erzeugt wurden.Charles Thomson Reges Wilson (1869-1959) war ein brillanter britischer Physiker, der sichseit seiner Jugend für die Phänomene des Wetters begeisterte. Vor allem untersuchte er dieMechanismen, die dazu führten, dass sich unzählige Wassertropfen zu Wolkenversammelten. Um das Verhalten von den Wassertropfen unter Laborbedingungen studierenzu können, machte er sich daran, eine Kammer zu konstruieren, in der sich unter genauvorgegebenen Bedingungen feinste Wassertropfen bilden konnten, die die Kammer in Formvon Nebel erfüllten. Daher benannte man diese Kammer im Deutschen auch alsNebelkammer (englisch Cloud chamber Wolkenkammer). Hätte Wilson seineNebelkammer nur dafür verwendet, seine Tropfen zu untersuchen, so hätte wahrscheinlichniemals jemand von dieser epochalen Erfindung erfahren.Wilsons Nebelkammer ist zunächst ein zylindrisches Gefäß, das mit einer Mischung aus Gasund Wasserdampf gefüllt ist, wobei sich der Dampf noch im Gleichgewicht mit derFlüssigkeitsphase befindet. Die Nebelkammer ist mit einem Kolben versehen, der esermöglicht, ihr Volumen sehr schnell zu vergrößern. Dabei dehnt sich das Gas im Innerender Kammer entsprechend dem vergrößerten Volumen aus und kühlt dabei ab, weil es beidiesem schnellen Vorgang keine Zeit findet, von seiner Umgebung Wärme aufzunehmen.- 12 -

NebelkammerDurch diese plötzliche Abkühlung ist der Wasserdampf in der Nebelkammer übersättigt undwürde sich als Nebel niederschlagen, könnte er Kondensationskeime wie Staub oderähnliches finden. Wilson aber versuchte eben das zu verhindern, indem er hochreine Luftverwendete, in der solche Verunreinigungen nicht zu finden waren. Mit dieser hochreinenLuft meinte Wilson, davon ausgehen zu können, dass es keine Niederschläge geben würde.Es geschah aber zu seinem zunächst höchstem Erstaunen, dass sich dann doch stets feineNebelschleier bildeten. Sooft er seine Versuche auch ausführte, immer wieder erhielt er aufzunächst unerklärliche Art und Weise tropfenartige Niederschläge, und zwar meist entlanghaarfeiner Linien, die sich durch seine Nebelkammer zogen.Sein scharfer Verstand und seine Vorbildung ermöglichten ihm den Schluss, dass es sich beiden Kondensationskeimen, die den Niederschlag ermöglichten, um geladene Atome handelnkönnte, möglicherweise um die Ionen, die für die Restleitfähigkeit der Atmosphäreverantwortlich waren.Im selben Jahr, in dem Wilson seine Nebelkammerversuche anstellte (1895), wurde dieRöntgenstrahlung entdeckt. Thomson und McClelland entdeckten schnell, dass dieRöntgenstrahlung geeignet war, die Leitfähigkeit der Luft dramatisch zu erhöhen, indem siedie Atome der Luft ionisierte und so Ladungsträger zur Verfügung stellte. Wilson überprüftediese Eigenschaft der Röntgenstrahlung mit seiner Nebelkammer und stellte sofort einensehr starken Zuwachs an regenartigem Niederschlag fest, wenn die Nebelkammer derRöntgenstrahlung ausgesetzt war.Als Thomson und Rutherford 1906 zeigen konnten, dass die Leitfähigkeit von Gasentatsächlich auf eine Ionisation der Gase zurückzuführen war, blieb kein Zweifel mehr daran,dass Wilsons Nebelkammer es ermöglichte, Gasionen als Kondensationskeime sichtbar zumachen, photographisch festzuhalten und dann nach Belieben zu studieren.Dringen schnelle Teilchen bzw. Strahlung in das Kammervolumen ein, dann können sie aufihrem Weg durch die Kammer Gasmoleküle ionisieren. Entlang dieser Ionenbahnenentstehen dann Wassertropfen, die eine Nebelspur entlang der Teilchenbahn bilden.Beleuchtet man das Innere der Nebelkammer, dann wird das Licht an der Nebelspurgestreut, wodurch die Spur hell vor dem dunklen Hintergrund aufleuchtet und photographiertwerden kann. Diese Nebelspur in der Nebelkammer entsteht ganz ähnlich wie dieKondensstreifen bei Flugzeugen.Nachdem Wilson seine Nebelkammer weiter verbessert hatte, war er 1911 der ersteMensch, der die Teilchenbahn von Alphateilchen und von Elektronen mit eigenen Augensah.Mit der Nebelkammer wurden über Jahre hinweg viele der wichtigsten Experimente derKern- und Teilchenphysik ausgeführt.- 13 -

NebelkammerH.2. Die Nebelkammer im SchülerlaborDie Nebelkammer besteht aus einem Kammersockel und der eigentlichenBeobachtungskammer. Der Kammersockel enthält ein Kühlaggregat, Stromversorgung,Alkoholtank- und Alkoholpumpe sowie eine Zeitschaltuhr.Den Boden der Beobachtungskammer bildet einemassive, geschwärzte Metallplatte mit einer Flächevon 45 cm x 45 cm, die durch das Kälteaggregatgleichmäßig über die gesamte Fläche gekühlt wird(etwa ngskammerbestehenauszweiübereinandergestülpten Glashauben. Zwischen denbeiden oberen Glasscheiben befinden sich dünneHeizdrähte, die diesen Bereich der Kammererwärmen und ein Beschlagen verhindern. DiesesGitter dient gleichzeitig als Hochspannungsgitter zurlonenabsaugung.Im oberen Teil unter der Glashaube befindet sich eineumlaufende, elektrisch beheizte Rinne, in die auseinem Vorratsbehälter tropfenweise Isopropylalkohol gepumpt wird.Die Abbildung unten zeigt einen Schnitt durch die Nebelkammer, an dem man sich dieWirkungsweise leicht klarmacht: Der Alkohol verdampft und diffundiert vom oberen, warmenBereich der Kammer zum kalten Kammerboden. Dort kondensiert der Alkoholdampf undfließt in den Vorratsbehälter zurück.Oberhalb der dünnen, den Boden bedeckenden Flüssigkeitsschicht bildet sich eine Zone ausübersättigtem Alkoholdampf. In diesem Bereich, und nur hier, erzeugen geladeneMaterieteilchen, die aus dem Innenraum oder von außen kommen, längs ihrer FlugbahnIonen. Bei der Ionisation trennt das einfliegende Teilchen Elektronen von den Gasmolekülender übersättigten Dampfschicht ab, wodurch positive Ionen erzeugt werden.- 14 -

NebelkammerDie herausgeschlagenen Elektronen lagern sich an anderen Gasmolekülen an und bildendadurch negative Ionen.An sie setzen sich bevorzugt Isopropylalkoholtröpfchen und ergeben die für den Beobachtersichtbare Nebelspur. Von der Länge und der Beschaffenheit der Teilchenspur kann auf dasionisierende Teilchen rückgeschlossen werden.Hier einige Beispiele für typische Nebelkammerspuren:Nebelspur, erzeugt von einem α-TeilchenNebelspur eines ProtonsNebelspuren von β-Teilchen(je geradliniger die Spur, desto schnellerund energiereicher ist das β-Teilchen)Nebelspur eines Myons- 15 -

NebelkammerH.3. RadioaktivitätAntoine-Henri Becquerel (1852-1908) entdeckte Ende des vorigen Jahrhunderts, dassVerbindungen des Urans spontan, also ohne äußeren Einfluss, unsichtbare Strahlenaussenden. Auch bei Radium und anderen Elementen kann man diese Strahlungnachweisen. Die Strahlen können unter anderem: Materie durchdringenFotoplatten schwärzenFluoreszenz hervorrufenGase ionisieren, d.h. elektrisch leitend machen.Man spricht deshalb von ionisierter Strahlung. Von besonderer Bedeutung sind α-, β- oder γStrahlung.Die Atomkerne dieser Elemente – man nennt sie Radionuklide - sind nicht stabil. Siezerfallen, um in einen stabileren Zustand überzugehen, d.h. sie wandeln sich ohne äußereEinwirkung in Kerne anderer oft wiederum radioaktiver Nuklide um. Erst am Ende einersolchen Zerfallsreihe steht dann ein stabiles Element.Dabei wird Energie in Form von Teilchen (α- oder β-Strahlung) oder elektromagnetischenWellen (γ-Strahlung) abgegeben. Diese Eigenschaft heißt Radioaktivität.H.4. Alpha- und Beta-Zerfallα-Teilchen sind Heliumkerne, bestehen also aus 2 Protonen und 2 Neutronen. DurchAussenden eines He-Kerns wird die Massenzahl des Restkern 4 und die Kernladungszahlum 2 erniedrigt. Dies lässt sich in Form einer Reaktionsgleichung feststellen. Da keineNukleonen verloren gehen können, muss bei einer solchen Gleichung die Bilanz immerstimmen: Die Summe aller Massen- bzw. Kernladungszahlen auf der linken Seite derReaktionsgleichung muss gleich der Summe aller Massen- bzw. Kernladungszahlen auf derrechten Seite sein.Betrachten wir zum Beispiel den ZerfallvonRadon-GasinunseremExperiment. Durch Aussenden von αStrahlung wird aus einem Radon-Kernein Kern des Elementes mit demNamen „Polonium“:22086Rn 21684220Rn216Po α-TeilchenPo He42Dieses neue Nuklid ist nun seinerseits wieder radioaktiv und wird nach kurzer Zeit erneut einα-Teilchen emittieren und sich so in das Nuklid 212Pb (Blei) umwandeln:216844Po 21282 Pb 2 HeMan ahnt es schon: Auch dieses Bleiisotop ist radioaktiv. Im Gegensatz zu seinemMutternuklid ist es aber ein sog. β-Strahler.β-Teilchen sind Elektronen, die mit großer Geschwindigkeit aus dem Kern emittiert werden.Wie ist das möglich, wo doch ein Atomkern nur aus Protonen und Neutronen besteht?- 16 -

NebelkammerEin Neutron kann sich unter bestimmten Umständen in ein Proton und ein Elektronumwandeln. Das Elektron kann nicht im Kern verbleiben, sondern wird aus ihmherausgeschleudert. Zurück bleibt ein Kern mit gleicher Massenzahl, aber einer um 1größeren Ordnungszahl, da ja ein Proton dazugekommen ist.In unserem Beispiel:21282Pb 21283 Bi 0 1e212212PbBi β-TeilchenBi steht für das chemische Element „Wismut“ In diesem Fall wird aus einem Kern desBleinuklids 212Pb ein β-Teilchen emittiert. Es muss also ein Element entstehen mit einemProton mehr, aber einem Neutron weniger, also mit Z 83. Es ist das Element Wismut. In derReaktionsgleichung wird dem Elektron die Massenzahl 0 und die Kernladungszahl –1zugeordnet, da es ja eine negative Ladung trägt.H.5. Zerfallsreihenα- und β-Zerfall kann man sich gut an einer Nuklidkarte klarmachen, von der hier nur einAusschnitt gezeigt werden kann (eine vollständige Nuklidkarte hängt im Praktikum). In einersolchen Karte werden alle Nuklide mit ihren Ordnungszahlen, Massenzahlen, Zerfallsarten,Halbwertzeiten, Zerfallsenergien u.ä. dargestellt. Dabei ist die Ordnungszahl Z in derSenkrechten und die Neutronenzahl N in der Waagerechten aufgetragen. Nuklide bzw.Isotope eines chemischen Elements liegen dabei jeweils in einer Waagerechten: siebesitzen alle die gleiche Anzahl von Protonen Z und verhalten sich bezüglich ihrerchemischen Eigenschaften gleich. Im „normalen“ periodischen System der chemischenElemente stehen sie gewissermaßen alle am gleichen Platz mit der Ordnungszahl Z, woraussich auch die Bezeichnung „Isotop“ (griech.: „am gleichen Platz“) herleitet.Isotone nennt man die Nuklide, die jeweils auf einer Senkrechten liegen und daher diegleiche Neutronenzahl N besitzen. Isobare liegen auf einer Geraden von links oben nachrechts unten und haben die gleiche Nukleonenzahl A Z N.Die Farben und Kurzbezeichnungen in der Nuklidkarte haben folgende Bedeutung:134135136137Neutronenzahl N 138 139 140 1418687Protonenzahl Z 8889909192133- 17 -142143144145146

NebelkammerWie man sich leicht klarmachen kann, bedeutet in der Nuklidkarte ein α-Zerfall einenÜbergang zu einem anderen Kern um jeweils zwei Einheiten nach links unten, ein β-Zerfallzu einem Kern um jeweils eine Einheit nach links oben:In dieser Nuklidkarte ist die Zerfallsreihe von Thorium 232 aufgemalt, die mit dem stabilenElement Blei 208 endet. Es gibt noch zwe

Serverprogramm, das durch Anklicken des Icons „TYPSoft FTP Server“ auf dem Desktop gestartet werden kann. Nach dem Start öffnet sich das Serverfenster und man erkennt, dass die ersten Bilddateien empfangen und auf die Festplatte geschrieben werden. Unter dem Menüpunkt SERVER