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AKTIENGESELLSCHAFTH I S T O R I S C H E N O TAT E I 1 4Schriftenreihe der Historischen Kommunikation der Volkswagen Aktiengesellschaft, Wolfsburg Volkswagen AktiengesellschaftHistorische KommunikationBrieffach 1974D-38436 Wolfsburgwww.volkswagen.deE-Mail: [email protected] I S T O R I S C H E N O TAT E 14V O L K S W A G E N F I N A N C I A L S E R V I C E S A G 60 Jahre Bank, Leasing, Versicherung – eine ChronikVOLKSWAGENVolkswagen Financial Services AG60 Jahre Bank, Leasing, Versicherung – eine Chronik

H I S T O R I S C H E N O TAT ESchriftenreihe der Historischen Kommunikation der Volkswagen Aktiengesellschaft, WolfsburgVolkswagen Financial Services AG60 Jahre Bank, Leasing, Versicherung – eine Chronik

IMPRESSUMHERAUSGEBERfür die Historische Kommunikation der Volkswagen AktiengesellschaftManfred Grieger, Ulrike Gutzmann, Dirk SchlinkertTEXTEike-Christian HeineMatthias DuddeREPROS UND DIGITALE BILDAUFBEREITUNGSHIFT MEDIA, HertenGESTALTUNGdesign agenten, HannoverDRUCKHahn-Druckerei, HannoverISSN 1615-0201ISBN 978-3-935112-36-9 Volkswagen AG 2009Wolfsburg 2009

I N H A LTVolkswagen Financial Services AG60 Jahre Bank, Leasing, Versicherung – eine Chronik1.Der globale Mobilitätsdienstleister06Kaufen auf Kredit: die Volkswagen Bank16Mieten auf Zeit: die Volkswagen Leasing30Sicher fahren: der Volkswagen Versicherungsdienst38Die Chronik482.3.4.5.

Der globaleMobilitätsdienstleister

6 D E R G L O B A L E M O B I L I TÄT S D I E N S T L E I S T E RDie Financial-Services-StrategieDer Vorstandsvorsitzende Carl. H. Hahn formulierte im November 1988 vor dem Aufsichtsrat die Strategie zur Neuausrichtung der Finanzdienstleistungen der Volkswagen AG:Der Wettbewerb zeige, dass „in Randbereichen des Automobilgeschäfts erhebliche Ertragspotenziale bestehen“. Mitdem Verweis auf die Erträge der Finanzsparten amerikanischer Hersteller kündigte der Vorstandsvorsitzende an,„eine Financial-Services-Gesellschaft zum Zwecke derKoordination unserer internationalen FS-Aktivitäten“zu gründen. Volkswagen stand damals an der Spitze dereuropäischen Automobilindustrie und schlug neue Wegeein, um zusätzliche Gewinne entlang der gesamten Wertschöpfungskette eines Fahrzeugs zu erwirtschaften undKunden mit Dienstleistungen nachhaltig von den Konzernmarken zu überzeugen. Bei einer Führungskräftetagungwenige Monate später stellte Dieter Ullsperger, Mitglied desVorstands der Volkswagen AG für Controlling und Finanz,die Ziele der neuen „Financial-Services-Strategie“ vor,deren Eckpunkte die Stärkung der Finanzdienstleistungenin Deutschland, die Europäisierung der Geschäftstätigkeitund die Erweiterung der Angebotspalette waren.Der erste Schritt sah die Intensivierung der automobilenFinanzierungs-, Leasing- und Versicherungsaktivitäten inDeutschland vor, die im Konzern bereits eine lange Tradition besaßen. Seit mehr als 20 Jahren waren in Deutschlandzwei Tochtergesellschaften des Volkswagen Konzerns imFinanzdienstleistungsgeschäft aktiv. Das Geschäft der1949 als „Volkswagen Finanzierungsgesellschaft mbH“(VFG) gegründeten „V.A.G Kredit Bank GmbH“ (VAGKB)ruhte im Herbst 1988 auf zwei Säulen: In der Kundenfinanzierung wurde Käufern der Konzernmarken Volkswagen,Audi und Seat Kredite für den Wagenkauf angeboten. Daszweite Standbein bildeten kurzfristige Finanzierungen vonLager- und Vorführwagen der Händler. Mit einem Volumenvon 2,5 Milliarden DM in der Kundenfinanzierung und2 Milliarden DM in der Händlerfinanzierung war die inBraunschweig ansässige VAGKB 1989 das größte Spezialinstitut für Fahrzeugfinanzierungen in der Bundesrepublik Deutschland.Marktführer auf dem Gebiet des Automobilleasing war eineweitere 100-prozentige Tochter der Volkswagen AG. Die1966 als „Volkswagen Leasing GmbH“ (V WL) gegründete„V.A.G Leasing GmbH“ (VAGL) mit Sitz in Braunschweigbot Privat- und Geschäftskunden in Deutschland Leasingpakete für die Modelle des Volkswagen Konzerns an. Mit281.000 vermieteten Fahrzeugen belief sich der Umsatz1989 auf 3 Milliarden DM.Das dritte in der „Financial-Services-Strategie“ genannteUnternehmen war ein unabhängiger Versicherungsvermittler, der seit vier Jahrzehnten eng mit Volkswagenverbunden war. Die 1948 gegründete „Volkswagen Versicherungsdienst GmbH“ (V VD) wies im Jahr 1989 einen Bestand von 658.000 Versicherungsverträgen aus und erzielteeinen Umsatz von 134 Millionen DM. Das von Ullspergerpräsentierte Konzept sah vor, die Geschäftsaktivitäten derdrei Gesellschaften auf dem inländischen Markt zu stärkenund mittelfristig in einer Holding zusammenzuführen.

7DIE BÜROGEBÄUDE IN BRAUNSCHWEIG 1990Die Financial-Services-Strategie formulierte zwei weitereZiele: die Ausweitung auf den europäischen Märkten voranzutreiben und neue Geschäftsfelder zu erschließen. Diesestrategischen Aufgaben wurden Norbert M. Massfellerübertragen, der im Juli 1989 die Geschäftsführung derFinanzdivision im Volkswagen Konzern übernahm. Dergelernte Bankkaufmann und studierte Betriebswirt hatte inder Geschäftsführung der „Eurocard International, S.A.“in Brüssel beim Aufbau eines europäischen Kreditkartensystems mitgewirkt. Vor seinem Wechsel zu Volkswagen ister als Geschäftsführer der „Noris Verbraucherbank GmbH“für die Sanierung des Nürnberger Bankhauses verantwortlich gewesen.

8 D E R G L O B A L E M O B I L I TÄT S D I E N S T L E I S T E RNeue Produkte,neue GesellschaftenDie erste Etappe bei der Umsetzung der Financial-Services-Strategie war der Einstieg der VAGKB in das Direktbankgeschäft. Das seit 1990 angebotene „Volkswagenund Audi Card-System“ kombinierte zwei der führendenKreditkartenanbieter in einem Paket und schloss einattraktiv verzinstes Konto ein. Mit dem Einlagengeschäfttrat ein dritter Geschäftszweig neben die Händler- undKundenfinanzierung, als dessen sichtbares Zeichen dieUmbenennung in „V.A.G Bank GmbH“ (VAGB) erfolgte. DerDirektbankbereich, der heute von Online-Girokonten undKreditkarten über Wertpapierhandel, Hypotheken- undKonsumentenkredite ein umfassendes Angebot modernerBankdienstleistungen anbietet, wurde seit April 1997 alseigenständige Marke „Volkswagen Bank direct“ geführt.Dieses Geschäftsfeld vertrieb seine Produkte ohne kostenintensives Filialnetz über Telefon und Internet. Die bis 2008auf 12,8 Milliarden Euro angewachsenen Kundeneinlagentrugen zu günstigen Refinanzierungskosten bei Finanzierungs- und Leasinggeschäften des Volkswagen Konzernsbei.Ein bedeutsamer gesellschaftsrechtlicher Schritt imZuge der Intensivierung der Geschäftsaktivitäten war dieGründung der „Volkswagen Finanz GmbH“ (V WF) am4. März 1991, unter deren Dach neun Monate später Bankund Leasing Gesellschaft zusammengeführt wurden. Mitder Übertragung der Anteile der Finanzdienstleister ausBraunschweig auf die neue Holding war rund ein Achtel derBilanzsumme des Volkswagen Konzerns in einem Tochterunternehmen gebündelt.Die Umbrüche in Mittel- und Osteuropa beschleunigtendie von der Financial-Services-Strategie geforderte Europäisierung. Im Zuge der Schaffung eines Händlernetzesin Ostdeutschland und der Ausweitung des Finanzdienstleistungsangebots auf die neuen Bundesländer gewannendie Braunschweiger Finanzdienstleister wertvolle Erfahrungen bei der Erschließung neuer Märkte. Dieses Knowhow half beim Aufbau europaweiter Finanzdienstleistungen unter dem Dach der Braunschweiger Holding, die nachdem Grundsatz „Financial Services follows automotive“ derVolkswagen AG auf die osteuropäischen Märkte folgte. Nachder Übernahme von Škoda durch den Volkswagen Konzernim Frühjahr 1991 gründete die V WF Mitte 1992 ihre ersteausländische Tochtergesellschaft in der ČSFR.Auch in den westeuropäischen Exportmärkten wurdeder Braunschweiger Finanzdienstleister schrittweiseaktiv und übernahm die Finanzdienstleistungen der europäischen Konzerngesellschaften. Den Anfang bildeten dieGründung einer britischen Gesellschaft im Sommer 1993und die Übernahme der italienischen und französischenVolkswagen Finanzdienstleister am Jahresbeginn 1994.Die V WF bildete die gesellschaftsrechtliche Vorstufe zurBündelung der gesamten Finanzdienstleistungen untereinem gemeinsamen Dach. Bereits am 1. April 1994 wurdesie in die „Volkswagen Financial Services AG“ (V WFS) umgewandelt, deren Vorstandsvorsitz Massfeller übernahm.

9DAS KONFERENZ- UND FINANZ-CENTER IN BRAUNSCHWEIGDie neue Gesellschaft verfügte seit 1996 über ein eigenesRating und nutzte die verbesserten Zugangsmöglichkeitenzu den internationalen Geldmärkten zur Senkung der Refinanzierungskosten. Seit dem Wechsel zur V WFS firmiertendie Braunschweiger Finanzdienstleister unter den Namen„Volkswagen Bank GmbH“ (V WB) und „Volkswagen LeasingGmbH“ (V WL).Unter dem gemeinsamen Dach der Holding sorgte eineVielzahl neuer Finanzdienstleistungsprodukte für eineanhaltende Geschäftsausweitung. Im Kerngeschäft derAutomobilfinanzierung entwickelte sich der Anfang 1996eingeführte „AutoCredit“ zum wichtigsten Produkt im Portfolio. Fuhrparklösungen sorgten im Leasinggeschäft fürWachstumschancen, die dank technischer Innovationenwie dem 1997 eingeführten, EDV-gestützten Informationsund Analysesystem „fleetCARS“ realisiert wurden.

10 D E R G L O B A L E M O B I L I T Ä T S D I E N S T L E I S T E RNeue GeschäftsfelderDie Übernahme des V VD und seiner europäischen Töchterim Jahre 1999 stärkte die internationale Wettbewerbsposition der V WFS wie auch die Präsenz der VolkswagenFinanzdienstleistungen auf dem Inlandsmarkt. InnovativePaketlösungen wie „Prämie light“ waren bereits in engerKooperation mit dem V VD entwickelt worden. Die Integration des V VD schuf neue Möglichkeiten, Finanzierungs-,Leasing- und Versicherungsdienstleistungen zu bündelnund die Volkswagen Bank direct als zusätzlichen Vertriebsweg für Versicherungsangebote zu nutzen.Die Konzentration unter dem Dach einer Aktiengesellschaftschuf auch im Versicherungsgeschäft neue strategischeMöglichkeiten. Jüngstes Beispiel ist die Gründung der„Volkswagen Reinsurance AG“ am 13. September 2005. DieRückversicherung ermöglichte der V WFS über den V VDeine größere Einflussnahme auf die Produkt- und Prämiengestaltung des langjährigen Partners Allianz Versicherungs-AG. So konnten günstigere Prämien angebotenwerden, wenn der Kunde zusätzliche Sicherheitstechnik fürsein Fahrzeug bestellte. Zusammen mit den Wartungs- undReparaturleistungen ergab sich aus der Integration vonVersicherungsleistungen eine Verlängerung der automobilen Wertschöpfungskette, die Gewinne aus umfassendenFinanzdienstleistungen generierte und die Kundenbindung an die Konzernmarken stärkte.Die Finanzdienstleistungen des Volkswagen Konzernsbekamen mit der Gründung und Übernahme internationalagierender Gesellschaften eine neue Qualität. Die V WL lagerte 1999 das Fuhrparkmanagement in die „ifm international fleet management Gesellschaft mbH“ aus. Nach einemZwischenspiel unter dem Dach der Europcar Gruppe wechselte das Flottengeschäft im November 2004 zu „LeasePlanN.V.“. Auf dem Wachstumsmarkt des Flottenleasing brachtedie V WL ihre lange Erfahrung im Fuhrparkmanagement der Marken ein. Mit der V WL und der AmsterdamerLeasePlan setzte die V WFS auf zwei Gesellschaften, umden heterogenen Anforderungen der Kundengruppen zuentsprechen. Die V WL erfüllte vor allem die Anforderungender überwiegend national orientierten Großkunden desVolkswagen Konzerns in enger Zusammenarbeit mit derHandelsorganisation. Mobilitätslösungen für Flottenkunden mit internationaler Ausrichtung und Mehr-MarkenFuhrparks setzte die LeasePlan-Gruppe um.

11WERBEANZEIGE 1995

12 D E R G L O B A L E M O B I L I T Ä T S D I E N S T L E I S T E R37 LÄNDER SIND ÜBER BETEILIGUNGEN UND DIENSTLEISTUNGSVERTRÄGEMIT DER VOLKSWAGEN FINANCIAL SERVICES VERBUNDEN.

13KLEINWAGENSTUDIE UP!Financial Services globalDie europäisch aufgestellte V WFS wandelte sich 1996 in einglobales Unternehmen, als die Volkswagen AG der Braunschweiger Holding die Steuerung der konzerneigenenFinanzdienstleistungen in der Region Asien-Pazifik übertrug. Die erste außereuropäische Tochtergesellschaft kamEnde 1996 mit der Übernahme der Finanzdienstleistungenin Japan unter das Dach der V WFS. Den nächsten Globalisierungsschritt ging die V WFS unter dem Vorstandsvorsitzvon Burkhard Breiing Ende 2005, als sie mit der Koordination der weltweiten Finanzdienstleistungsaktivitäten desVolkswagen Konzerns betraut wurde. Neben der globalenSteuerung aller konzerneigenen Finanzdienstleistungenübertrug die Volkswagen AG der V WFS schrittweise dieAnteile der konzerneigenen Finanzdienstleister der RegionLateinamerika.Im Jahr 2008 trugen die von der V WFS gesteuerten Finanzdienstleistungen 74,7 Milliarden Euro zur Bilanzsummeder Volkswagen AG in Höhe von 167,9 Milliarden Euro bei.Auf die V WFS entfielen mit 57,3 Milliarden Euro mehr alsein Drittel der Bilanz des Volkswagen Konzerns. Die 1988als „Randbereiche des Automobilgeschäfts“ gekennzeichneten Finanzdienstleistungen sind heute Kerngeschäftsfelder der Volkswagen AG.

Kaufen auf Kredit:die Volkswagen Bank

16 K A U F E N A U F K R E D I T : D I E V O L K S W A G E N B A N KKreditkaufim WirtschaftswunderGleich zu Beginn des Käfer-Booms konnten Kunden ihrenVolkswagen auf Kredit kaufen. Denn am 24. Juni 1949 hatteHermann Knott, Syndikus der Volkswagenwerk GmbH,die Pläne der Geschäftsführung zur Gründung einerFinanzierungsgesellschaft für Volkswagen dem „Boardof Control“ vorgestellt. Dieses Gremium bündelte dieInteressen der verschiedenen Dienststellen der britischenMilitärregierung, die mit der treuhänderischen Verwaltung des Wolfsburger Werks befasst waren. In Deutschland,so führte Knott aus, sei die Schaffung einer Finanzierungsgesellschaft „für das Volkswagenwerk unbedingt notwendigund dringend, wenn es konkurrenzfähig bleiben und seineAbsatzbasis für die Zukunft sich erhalten will“. DennKundenkredite für den Wagenkauf ermöglichten auchInteressenten, die nicht über ausreichende Barmittelverfügten, den Erwerb eines Volkswagen. Daneben tratdie Feststellung, dass bereits 1949 eine größere Anzahlder Kunden auf Finanzierungen durch Banken zurückgegriffen habe und

selte das Flottengeschäft im November 2004 zu „LeasePlan N.V.“. Auf dem Wachstumsmarkt des Flottenleasing brachte die VWL ihre lange Erfahrung im Fuhrparkmanage-ment der Marken ein. Mit der VWL und der Amsterdamer LeasePlan setzte die VWFS auf zwei Gesellschaften, um den heterogenen Anforderungen der Kundengruppen zu entsprechen. Die VWL erfüllte vor allem die Anforderungen der