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Testinformation zu den Reynolds Intellectual Assessment Scalesand Screening (RIAS)Stand 13.06.2019Gerolf Renner und Dieter IrblichZitationsempfehlung:Renner, G. & Irblich, D. (2019). Testinformation zu den Reynolds Intellectual AssessmentScales and Screening (RIAS) (Dia-Inform Verfahrensinformationen 004-01).Ludwigsburg: Pädagogische Hochschule Ludwigsburg.Diplom-Psychologe Dieter Irblich ist Leiter der Bereichsstelle Simmern desSozialpädiatrischen Zentrums kreuznacher diakonie, approbierter Psychotherapeut.Arbeitsschwerpunkte sind Verhaltens- und Entwicklungsstörungen bei Kindern im Altervon 3 bis 10 Jahren, Kinder und Jugendliche mit geistiger BehinderungDieser Text wird veröffentlich unter der Creative-Commons LizenzCC BY-NC-ND 4.0 0/deed.deDiese Publikation darf dementsprechend nur unter Nennung der Urheber undausschließlich zu nicht-kommerziellen Zwecken genutzt und weiterverbreitet werden,Modifikationen des Textes sind nicht zugelassen.Potenzieller Interessenkonflikt:Dia-Inform will unabhängige und nicht von kommerziellen Interessen beeinflussteInformationen zur Verfügung stellen. Wir legen deshalb Wert auf eine sorgfältigeDokumentation aller Tatsachen, die auf einen potenziellen Interessenkonflikt hinweisenkönnten.Es liegen keine Interessenskonflikte vor.
ProjektinformationenDas Projekt Dia-InformProjektleitung und Korrespondenz:Prof. Dr. Gerolf RennerPädagogische Hochschule LudwigsburgFakultät für SonderpädagogikReuteallee 4671634 [email protected]. Markus ScholzPädagogische Hochschule LudwigsburgFakultät für SonderpädagogikReuteallee 4671634 nformation:Ziel des Projektes Dia-Inform an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg ist es, einumfangreiches Angebot an Informationsmaterialien zu diagnostischen Verfahren bereit zustellen, die in der (sonder-)pädagogischen Diagnostik eingesetzt werden.Informationen zu diagnostischen Verfahren sowie Informations-, Lehr- und Praxisvideosbilden ein abgestuftes System, das für unterschiedliche Informationsbedürfnisse vonLehrenden und Studierenden und verschiedene Einsatzzwecke (Veranstaltungen,Selbststudium, Vorbereitung auf diagnostische Gutachten) flexibel und passgenauverwendet werden kann und in dessen Weiterentwicklung Studierende aktiv miteingebunden werden können.Im Rahmen des Projektes soll ein umfassender, nicht von kommerziellen Interessenbeeinflusster und anderweitig nicht verfügbarer Informationspool zu diagnostischenVerfahren entstehen.Dia-Inform Verfahrensinformationen:Dia-Inform Verfahrensinformationen geben einen Überblick über theoretischeGrundlagen, Aufbau und psychometrische Eigenschaften eines diagnostischenInstrumentes. Sie weisen eine einheitliche Struktur auf, die Leser/innen die Orientierungerleichtert. Die Verfahrensinformationen diskutieren Stärken und Schwächen derVerfahren und weisen auf sinnvolle Einsatzmöglichkeiten in der sonderpädagogischenund klinisch-psychologischen Diagnostik hin. Dabei werden insbesondere diespezifischen Anforderungen einer Diagnostik bei Kindern und Jugendlichen mitBehinderungen berücksichtigt.Dia-Inform Verfahrensinformationen werden von mindestens zwei Autor/innengemeinsam verfasst, die unterschiedliche professionelle Perspektiven einbringen.Dia-Inform Verfahrensinformationen stehen Ihnen kostenfrei auf OPUS-PHLB, demHochschulschriftenserver der PH Ludwigsburg, unter folgendem Link /index/search/searchtype/collection/id/16235-2/20-
Testinformation: RIASRIASReynolds Intellectual Assessment Scales and Screening1Altersbereich:Autor/innen:3;0 – 99;11 JahreAutoren der deutschen Bearbeitung:Priska Hagmann-von Arx & Alexander GrobAutoren des amerikanischen Originals:Cecil R. Reynolds & Randy W. KamphausErscheinungsjahr:Verlag / Online-Quelle:2014HogrefePreis TestverfahrenPreis des Verbrauchsmaterials je Anwendung:Testkoffer komplett mit Material für 20Durchführungen: 716,-Protokollbogen RIAS: 4,30Protokollbogen RIST: 2,48(Stand 27.05.2019, lt. Internetseite des Testverlags)Setting & e Durchführungsdauer der vier Untertestszur Bestimmung der Gesamtintelligenzbeträgt laut Manual 20 bis 25 Minuten, dieder Gedächtnistests weitere 10 bis 15Minuten. Der Zeitbedarf für die Kurzform(RIST) wird mit 10 bis 15 Minutenangegeben.Ein Auswertungsprogramm steht nicht zurVerfügung.Diagnostische Zielsetzung lt. Testmanual:Die RIAS können nach Einschätzung der Autoren bei allen diagnostischen Fragestellungeneingesetzt werden, bei denen die Bestimmung der kognitiven Leistungsfähigkeit eine Rollespielt. Genannt werden z. B. die Abklärung von kognitiven Entwicklungsstörungen(einschließlich Lern- und geistige Behinderungen), von Hochbegabung und zur Diagnostik beineuropsychologischen Beeinträchtigungen.Ein weiteres Ziel ist eine ökonomische Testdurchführung über einen weiten Altersbereich, beider motorische Fähigkeiten nur einen geringen Einfluss auf die Testleistungen haben sollen.Nach Angaben der Autoren soll es möglich sein, mit den RIAS „dieselben nützlichenInformationen wie [mit] Intelligenztestverfahren, die doppelt oder dreimal so lang sind“ zugewinnen (Manual, S. 38).Theoretischer Hintergrund:Die RIAS wurden unter Bezug auf die Cattell-Horn-Intelligenztheorie (Horn & Cattell, 1966)und Carrolls (1993) Drei-Schichten-Theorie zur Erfassung der Allgemeinintelligenz (g-Faktor)entwickelt. Das theoretische Konzept der RIAS geht im Sinne einer hierarchischen1Diese Testinformation lehnt sich in verschiedenen Abschnitten eng an die Testrezensionen zu den RIAS vonRenner (2015) und Irblich (2018) an.-3/20-
Testinformation: RIASIntelligenztheorie davon aus, dass ein allen kognitiven Leistungen zugrundeliegender Faktor –die Allgemeinintelligenz g (general intelligence) – in weitere, spezifische Faktoren gegliedertwerden kann. Intelligenztests, deren Ergebnis in erster Linie vom g-Faktor bestimmt wird,sollen die beste Vorhersage von Kriterien wie Schulleistungen und beruflichen Erfolgermöglichen.Die auf Cattell zurückgehende Unterscheidung zwischen fluider und kristalliner Intelligenz –Intelligenzfaktoren, die generell die höchsten Ladungen auf dem g-Faktor aufweisen – spiegeltsich im Testaufbau der RIAS wider, wobei die Begriffe verbale und nonverbale Intelligenzverwendet werden. Für diese terminologische Abweichung von der Cattell-Horn-Theorie wirdkeine Erklärung gegeben. Die Konstrukte sollen „in engem Zusammenhang“ stehen, seien aber„zweifellos nicht identisch“ (Manual, S. 23). Verbale Intelligenz umfasse „sprachlogischesSchlussfolgern oder verbale Konzeptualisierung“, nonverbale Intelligenz „fluide, räumlicheoder visuo-räumliche Intelligenz oder Visualisierung“ (Manual, S. 101).Testaufbau:Die RIAS umfassen sechs Untertests. Vier Untertests dienen der Bestimmung der dreiIntelligenzwerte (Gesamtintelligenz, Verbale Intelligenz, Nonverbale Intelligenz), die zweiweiteren Untertests dienen der Erfassung von Gedächtnisleistungen und bilden denGesamtgedächtnis Index (GGX).RIASGesamtintelligenzIndex (GIX)Verbaler IntelligenzIndex (VIX)Raten Sie (RS)Sätze ergänzen (SE)GesamtgedächtnisIndex (GGX)NonverbalerIntelligenz Index(NIX)Unpassendesausschließen (UA)Verbales Gedächtnis(VG)NonverbalesGedächtnis (NG)Was fehlt? (WF)Abbildung 1: Testaufbau der RIAS (alle Untertests) und des RIST (nur grau unterlegte Untertests)Verbaler Intelligenz Index (VIX):Raten Sie (62 Items). Inhaltliche Schwerpunkte sind vor allem Wortschatz und allgemeinesWissen. Anhand von verbal dargebotenen Hinweisreizen soll ein Begriff erkannt werden.Itembeispiel: „Was ist rund, springt und wird oft geworfen oder getreten?“Sätze ergänzen (48 Items). Erfasst wird vor allem das verbale Schlussfolgern. Bei höherenAufgabenschwierigkeiten erfordert der Untertest einen differenzierten Wortschatz undumfangreiches Allgemeinwissen. Es werden unvollständige Sätze mündlich dargeboten, zu-4/20-
Testinformation: RIASdenen eine passende Ergänzung (Gegensatz oder Analogie) gefunden werden soll.Itembeispiel: „Ein Elefant ist groß und eine Maus ist ?Nonverbaler Intelligenz Index (NIX):Unpassendes Ausschließen (51 Items). Der Untertest verlangt vor allem das logischeSchlussfolgern und das Erkennen von Ordnungsprinzipien. Auf Bildkarten werden jeweils6 Objekte oder Muster vorgelegt. Es soll dasjenige ausgewählt werden, das nicht zu denanderen passt. Das zugrundliegende Prinzip muss selbst erkannt werden. Bei einem Fehlerwird die Testperson aufgefordert, einen neuen Versuch zu unternehmen. Gelingt der zweiteVersuch, wird die Lösung mit einem statt mit zwei Rohwertpunkten bewertet. Für denersten Versuch stehen 30, für den zweiten 20 Sekunden zur Verfügung. Itembeispiele: EineAbbildung mit fünf rechtwinkligen Kreuzen und einem Kreis, ein Schlagzeug zwischenSaiteninstrumenten.Was fehlt? (38 Items). Erfasst werden „nonverbale Denkfähigkeiten“ (Manual, S. 22). AufBildkarten sind Objekte abgebildet, bei denen jeweils ein wesentlicher Bestandteil fehlt.Der fehlende Teil soll gezeigt werden (eindeutige Benennungen werden ebenfallsakzeptiert). Auch hier ist nach einem Fehler ein zweiter Lösungsversuch mit abgestufterBewertung möglich. Die Antwort muss innerhalb von 20 Sekunden erfolgen, für denzweiten Versuch stehen weitere 10 Sekunden zur Verfügung. Itembeispiel: Die Abbildungeines Tisches, an dem ein Bein fehlt.Die vier Untertests des VIX und des NIX gehen gleichgewichtet in den Gesamtintelligenz Index(GIX) ein.Gesamtgedächtnis Index (GGX):Verbales Gedächtnis (je nach Alter 5 bis 6 Items). Untersucht wird die Fähigkeit zumunmittelbaren Behalten und Abrufen von verbalen Stimuli. Dargeboten werdengrammatikalisch korrekte und inhaltlich stimmige Sätze bzw. kurze Geschichten, die sofortnach der Präsentation wiedergegeben werden sollen. Die Bewertung basiert auf der Anzahlder reproduzierten Elemente (Worte, bei Komposita Wortteile), für die jeweils einRohwertpunkt vergeben wird. Die Exaktheit der Aussprache und die Reihenfolge bei derWiedergabe spielen bei der Bewertung keine Rolle. Das Hinzufügen von Wörtern wirdnicht mit Punktabzug sanktioniert. Für drei Altersstufen (3-4 Jahre, 5-8 Jahre, 9-99 Jahre)gibt es unterschiedliche Aufgabenzusammenstellungen. Itembeispiel (mit Kennzeichnungder wertbaren Elemente): „Der / Lehrer / stand / vor / der / Wand / tafel“ (maximal 7Punkte).Nonverbales Gedächtnis (46 Items). Der Untertest überprüft die Fähigkeit, kurzfristigdargebotene visuelle Stimuli zu behalten und unmittelbar wiederzuerkennen. DenTestpersonen wird fünf Sekunden lang ein konkretes oder abstraktes Bild vorgelegt.Anschließend soll dieses Bild auf einer Bildkarte mit fünf Distraktoren gezeigt werden. Fürdie Antwort stehen 20 Sekunden zur Verfügung. Nach einem Fehler kann ein zweiterLösungsversuch erfolgen, für den 10 Sekunden eingeräumt werden. Itembeispiel: Ein roterKreis soll nach der Präsentation auf einer Bildkarte unter andersfarbigen Dreiecken undVierecken gezeigt werden.Mit dem „Reynolds Intellectual Screening Test“ (RIST), bestehend aus den Untertests Raten Sieund Unpassendes Ausschließen, liegt auch eine Kurzform vor. Es handelt sich um die ersten-5/20-
Testinformation: RIASbeiden Untertests, so dass nahtlos zur Durchführung des gesamten Tests übergegangen werdenkann. Ebenso kann nach einem späteren Testabbruch, z. B. bei hoher Belastung der getestetenPerson, noch der RIST-Gesamtwert bestimmt werden. Parallelformen liegen nicht vor.Ergebnis(-werte)Für alle Untertests und die Gesamtwerte: T-Werte (M 50, SD 10)Zusätzlich für die Gesamtwerte: IQ-Werte (M 100, SD 15), mit 95%-Vertrauensintervall Prozentränge z-Werte (M 0, SD 1)Die Rohwertsummen der Untertests können auch in Altersäquivalente (Entwicklungsalter) imBereich von 3;0 bis 14;11 Jahren umgerechnet werden. Deren routinemäßige Anwendung wirdim Manual nicht empfohlen.Objektivität:Die allgemeinen Testanweisungen geben ausreichende Hinweise zu Gestaltung des Settings, zurVorbereitung der Testung, zur Beziehungsgestaltung und zum Umgang mitVerständnisproblemen. Auf die Besonderheiten der Testung bei sehr jungen und sehr altenTestpersonen und auf den Umgang mit schwierigen Testsituationen (z. B. Verweigerung derMitarbeit) wird nicht näher eingegangen.Die spezifischen Testinstruktionen sind weitgehend klar und eindeutig. Testeinstieg,Testabbruch und Umkehrregeln sind exakt festgelegt. Es finden sich allerdings einzelne Lückenin der Instruktion, z. B. wird nicht angegeben, wie Testleiter/innen zum nächsten Itemüberleiten sollen, wenn bei einem zweiten Versuch innerhalb der zur Verfügung stehenden Zeitkeine Antwort erfolgt. Auch die Gestaltung des Übergangs zwischen den einzelnen Untertestsliegt im Ermessen der Testleiter/innen. Davon abgesehen ist die Durchführungsobjektivität beikooperativen Probanden gegeben.Die Auswertungsobjektivität ist weitgehend realisiert. Einen gewissen Ermessenspielraumhaben die Testleiter bei der Bewertung der drei Untertests, bei denen verbale Reaktionengegeben werden. Hier wären statt der Empfehlung, nötigenfalls ein Lexikon zu Rate zu ziehen,doch präzisere und ausführlichere Hinweise zur Bewertung einiger Items hilfreich. Daten zurBeurteilerübereinstimmung liegen für die deutsche Version nicht vor. In einer kleinenamerikanischen Untersuchung korrelierten unabhängig vorgenommene Auswertungen vonTestprotokollen zwischen .95 und 1.00.Die Interpretationsobjektivität ist durch den Bezug auf Normwerte gesichert.Reliabilität:Zur Bestimmung der Reliabilität wurde die interne Konsistenz (Cronbachs α) berechnet. AufEbene der Untertests fallen die Werte in 16 Altersgruppen überwiegend gut bis sehr gut aus, mitteilweise nur befriedigenden Werten für den Untertest Verbales Gedächtnis. Die Reliabilität derIntelligenzwerte ist überwiegend als sehr gut zu beurteilen, für den Gesamtgedächtnis Indexkönnen die Werte teilweise nur als befriedigend beurteilt werden.-6/20-
Testinformation: RIASTestwiederholungen (N 66, mittleres Retest-Intervall 18 Tage, Altersbereich 12-70 Jahre)sprechen ebenfalls für eine hohe Zuverlässigkeit der RIAS. Übungseffekte für dieIntelligenzwerte betragen ca. 0.35 Standardabweichungen. Die im Manual auch angegeben„korrigierten“ Retest-Stabilitäten wurden mit einer unangemessenen Methode berechnet(Attenuationskorrektur) und sollten daher nicht beachtet werden.RIAS: Reliabilität der Skalen und UntertestsInterneKonsistenzaRetest.93 - .97.88.89 - .96.89Raten Sie.84 - .93.93Sätze ergänzen.81 – 94.88.91 - .94.81Unpassendes Ausschließen.85 - .93.76Was fehlt?.82 - .90.77Gesamtgedächtnis Index (GGX).76 - .87.73Verbales Gedächtnis.76 - .85.73Nonverbales Gedächtnis.82 - .92.82Index / UntertestGesamtintelligenz Index (GIX)Verbaler Index (VIX)Nonverbaler Index (NIX)RIST-Gesamtwert.90 - .94.87aAnmerkungen. Spannbreite der Reliabilitätsschätzungen (Cronbachs α) inden Altersgruppen.Validität:Mit der Frage der inhaltlichen Validität setzen sich die Autoren im Manual gründlichauseinander. Die Aufgabentypen können als bewährt gelten und bilden unterschiedlichekognitive Leistungen ab. Der Begriff „nonverbale Intelligenz“ erscheint allerdings wenigerglücklich gewählt. Er findet sich weder in der Cattell-Horn-Theorie noch in anderenbedeutenden Intelligenztheorien. Auch wenn Testaufgaben keine expressiven oder rezeptivenSprachleistungen verlangen, können bedeutende sprachliche Vermittlungsprozesse eine Rollespielen. Dies gilt auch für die „nonverbalen“ Untertests der RIAS, für die zudem keinesprachfreien Instruktionen vorliegen.Die inhaltliche Einordnung von Verbales Gedächtnis erscheint nicht ganz eindeutig. Dasinnhaltige Sätze und kleine Geschichten verwendet werden, könnten auch Sprachverständnis,Wortschatz und grammatikalische Fähigkeiten einen Einfluss auf die Reproduktionsleistunghaben.Zur konvergenten Validität werden u. a. Korrelation des GIX mit den Gesamtwertenverschiedener Intelligenztests mitgeteilt: .71 mit dem Gesamt-IQ der „Wechsler Intelligence Scale for Children – IV“ (WISC-IV;Petermann & Petermann, 2011)-7/20-
Testinformation: RIAS .79 mit dem Gesamt-IQ des „Wechsler Intelligenztests für Erwachsene“ (WIE; Horn,Neubauer & Aster, 2006) .69 mit dem IQ-Wert der „Intelligence and Development Scales“ (IDS; Grob, Meyer &Hagmann-von Arx, 2009).Die Mittelwertsunterschiede reichten von 1.1 (WIE) bis 2.6 (WISC-IV) IQ-Punkten, wobei dieRIAS stets den niedrigeren Wert ergaben. Daten zu Testverfahren für das Vorschulalter liegennicht vor.Der Zusammenhang mit Schulleistungen wurde für die deutsche Version noch nicht untersucht.In einer amerikanischen Stichprobe korrelierten GIX und VIX hoch (.60 bis .73) mitverschiedenen Leistungsbereichen (z. B. Lesen, Schreiben, Rechnen) im „Wechsler IndividualAchievement Test“ (WIAT; The Psychological Corporation, 1992). Bei NIX und GGX warendie Zusammenhänge mit Korrelationen zwischen .35 und .59 etwas weniger deutlichausgeprägt.Nur für die amerikanische Version werden umfangreiche Daten zu verschiedenen klinischenGruppen vorgestellt. Als Belege für die divergente Validität können die Korrelationen zwischenden RIAS und den Testteilen der IDS, die nicht-kognitive Konstrukte ansprechen, herangezogenwerden, z. B. fand sich kein signifikanter Zusammenhang mit motorischen Leistungen. ErsteDaten zur prognostischen Validität finden sich in einer längsschnittlichen Schweizer Studie vonGygi, Hagmann-von Arx, Schweizer & Grob (2017), die einen positiven Zusammenhang (r .36) zwischen GIX und der drei Jahre später erhobenen Schulnote im Fach „Sprache“ (gemeintist vermutlich der muttersprachliche Unterricht in der deutschsprachigen Schweiz also das FachDeutsch), nicht jedoch in Mathematik, fanden.Die faktorielle Validität wurde mit exploratorischen und konfirmatorischen Faktorenanalysenuntersucht. Bei einfaktoriellen Lösungen sei übereinstimmend in den deutschen undamerikanischen Daten ein starker Generalfaktor gefunden worden. Bei zweifaktoriellenLösungen mit vier Untertests habe sich die Testgliederung in die beiden Indexwerte abbildenlassen. Auch bei Einbeziehung der Gedächtnistests habe sich eine zweifaktorielle Strukturgezeigt, bei der Verbales Gedächtnis dem verbalen und Nonverbales Gedächtnis demnonverbalen Faktor zugeordnet wurde. Die Darstellung entspricht nicht den üblichen Standards,z. B. werden keine Angaben zum Eigenwertverlauf und zum gewählten Kriterium für dieBestimmung der Faktorenzahl gemacht, wodurch die Nachvollziehbarkeit und Bewertungdieser Analysen erschwert wird. Auch die konfirmatorischen Faktorenanalysen aller sechsUntertests zur amerikanischen Version sprechen für ein zweifaktorielles Modell ohneeigenständigen Gedächtnisfaktor.Ebenfalls nur unzureichend dargestellt wird eine konfirmatorische Faktorenanalyse derdeutschen Daten, die für ein Modell unter Einbeziehung von NIX und VIX in mehrerenAltersgruppen eine gute Passung gezeigt habe. Warum keine Analysen unter Berücksichtigungder Gedächtnistests durchgeführt wurden, wird nicht erläutert.Normierung:Die Normstichprobe umfasst insgesamt 2.145 Personen aus der Schweiz und aus Deutschland.Die Aufteilung auf die verschiedenen Altersgruppen ist dem Manual nicht zu entnehmen. Nacheiner Verlagsauskunft umfassten die Altersjahrgänge bei Kindern und Jugendlichen zwischen52 und 131 Personen. Im Altersbereich von 3 bis 11 Jahren wurden jeweils mehr als 100 Kindergetestet. Die Normgruppen der Erwachsenen sind mit 22 bis 108 Personen besetzt. DieNormgruppen 80-89 (N 27) und 90-99 (N 22) sind sehr klein.-8/20-
Testinformation: RIASDie Normierung erfolgte von Juni 2011 bis September 2012. In Deutschland wurden Kundendes Hogrefe-Verlags postalisch angefragt, ob sie an der Normierung mitarbeiten wollten. Die sogewonnenen Testleiter/innen erhielten den Testkoffer und erarbeiteten sich dieTestdurchführung ohne spezielle Einweisung und Schulung. Ob es Vorgaben zur Auswahl derProbanden gab, ist dem Manual nicht zu entnehmen. Die eingereichten Testbögen wurden aufFehler kontrolliert. Eine unmittelbare Qualitätskontrolle der Testdurchführung erfolgte nicht.Es beteiligten sich freie Praxen, Kliniken, Beratungsstellen, eine Justizvollzugsanstalt, Schulenu. a. m. Als Testleiter/innen waren u. a. Psycholog/innen, Sozialpädagog/innen undLehrer/innen tätig. In Deutschland wurden insgesamt 1.099 Datensätzen erhoben, aus deneneine nach Alter, Geschlecht und Bildungsabschluss geschichtete Stichprobe von 931 Personenzusammengestellt wurde.In der Schweiz wurden die Testungen von vorab geschulten Studierenden der Psychologiedurchgeführt. Die Ausgangsstichprobe umfasste 1.364 Personen, in die Normstichprobe wurden- wiederum nach Alter, Geschlecht und Bildungsabschluss geschichtet - 1.214 Personenaufgenommen. Die Rekrutierung erfolgte über Institutionen sowie telefonische und privateKontakte.In der Stichprobenbeschreibung werden Alter, Geschlecht, Muttersprache und höchsterBildungsabschluss (bei Kindern und Jugendlichen der höchste Bildungsabschluss der Eltern)berichtet. Es fehlen Angaben zu den besuchten Schulformen der Kinder. Da an derStichprobenrekrutierung viele klinische Einrichtungen beteiligt waren, könnte vermutet werden,dass Personen mit klinischen Diagnosen in der Stichprobe überrepräsentiert sind. Dies seijedoch bei der Stichprobenzusammenstellung kontrolliert worden. Allerdings wird nichtdargestellt, ob Diagnosen systematisch und nach einheitlichen Methoden erfasst wurden. Es istauch nicht transparent, ob allgemeine oder altersgruppenbezogene Prävalenzraten als Maßstabherangezogen wurde (hier können, z. B. bei Depressionen, Alterseffekte vorliegen).Die Normgruppen umfassen bei den 3- bis 14-Jährigen jeweils vier Monate, bei den 15- bis 19Jährigen zwölf Monate, ab 20 Jahren jeweils 10 Jahre.In den RIAS können für die Untertests T-Werte prinzipiell von T 0 bis T 100 bestimmtwerden ( 5 Standardabweichungen um den Mittelwert). Für die Gesamtskalen können IQWerte zwischen 40 und 160 ( 4 Standardabweichungen um den Mittelwert) in denNormtabellen abgelesen werden.Allerdings wird dieser sehr große Wertebereich aufgrund von bestehenden Boden- undDeckeneffekten in einigen Altersgruppen nicht ausgeschöpft. Bei den 3- und 4-Jährigen könnenweit unterdurchschnittliche, teilweise auch unterdurchschnittliche Leistungen nicht abgebildetwerden. Im Jugend- und Erwachsenenalter bestehen Deckeneffekte, die eine Erfassung von weitüberdurchschnittlichen Fähigkeiten verhindern.Problematische Itemgradienten finden sich nicht. Zwischen benachbarten Rohwertpunktenbetragen die Unterschiede in den Standardwerten meist nur 1 oder 2 T-Wertpunkte. Bei den 3Jährigen finden sich vereinzelt Differenzen von bis zu 5 T-Wertpunkten.Zwischen benachbarten Altersgruppen betragen die Normwertdifferenzen auf Untertestebenemeist 0 bis 5 T-Werte. Vereinzelt treten aber erhebliche Normwertsprünge auf. Im UntertestRaten Sie können diese zwischen den Altersgruppen 3;8-3;11 und 4;0-4;3 Jahre bei bestimmtenRohwerten bis zu 2 Standardabweichungen betragen. Bei Kindern, die kurz vor oder kurz nachdem 4. Geburtstag getestet werden, kann also die gleiche Testleistung zu erheblichenUnterschieden in den Normwerten führen.-9/20-
Testinformation: RIASAuf Ebene des Gesamtwerts GIX betragen die Differenzen meist nicht mehr als 4 IQ-Punktezwischen benachbarten Altersgruppen, vereinzelt aber bis zu 7 und bei den Senioren sogar biszu 10 IQ-Punkten. Bei den Subskalen VIX und NIX finden sich je nach RohwertausprägungDifferenzen von 15 IQ-Punkten und mehr. Zwischen 3;8-3;11 und 4;0-4;3 Jahren kommt es,wenn auch nur im untersten Leistungsbereich des VIX, beim Übergang in die nächsthöhereAltersgruppe zu einem unerklärten Abfall der Normwerte um bis zu 3 T-Werte in dreiUntertests und im Gesamttest um maximal 2 IQ-Punkte.Für die Beurteilung von intraindividuellen Unterschieden zwischen den Standardwerten derUntertests und denen der Gesamtskalen werden kritische Differenzen angegeben. Daten zurempirischen Häufigkeit (Grundrate) intraindividueller Differenzwerte in der Normstichprobefehlen.Testböden und Testdecken in Untertests der RIAS für ausgewählte Altersgruppenim Kindes- und 001009367Sätze schließen3728191100100100100957771Was 700Anmerkungen. Angegeben sind die T-Werte, die für den maximalen Testrohwert (obere Zahl)und den Testrohwert 1 (untere Zahl) abgelesen werden können. Fettdruck bezeichnet Wertevon T 20 als Indikator für Boden- und von T 80 als Indikator für Deckeneffekte. AusRenner (2017).Raten SieWeitere Gütekriterien:Ökonomie: Aufgrund der relativ geringen Durchführungsdauer bei hoher Reliabilität könnenRIAS und RIST als ökonomische Verfahren zur Erfassung der Allgemeinintelligenz gelten.Zielgruppengerechte Gestaltung:Aufgrund des breiten Altersbereiches der RIAS kann eine einheitliche Bewertung nichterfolgen. Bei den jüngsten Altersgruppen halten wir Testverfahren, die mehr aktiveHandlungsmöglichkeiten einräumen, für besser geeignet. Die Aktivität der Kinder wird in denRIAS auf Zeigen und verbale Antworten beschränkt. Die Testung könnte daher von kleinenKindern als monoton und wenig anregend erlebt werden, was sich auch in der eigenenTestpraxis (DI) bestätigte.-10/20-
Testinformation: RIASAuch ein direktes und mit Hilfestellungen verbundenes Feedback nach Bearbeitung einerAufgabe, wie es im SON-R 2½-7 (Tellegen, Laros & Petermann, 2007) möglich ist, kommtnach unseren Erfahrungen jüngeren Kindern mehr entgegen, als das in vielen Verfahren undauch in den RIAS vorgesehene Verbot von Rückmeldungen, bzw. die ausschließlich negativenRückmeldungen bei einem Fehler im ersten Versuch der Untertests Was fehlt?, UnpassendesAusschließen und Nonverbales Gedächtnis.Ab dem Schulalter dürfte diese Problematik bei den meisten Testpersonen in den Hintergrundtreten, wobei auch ältere Kinder von mehr aktiven Handlungsmöglichkeiten profitierenkönnten. Wie Menschen im höheren Alter eine Testung mit den RIAS erleben, können dieVerfasser mangels Durchführungserfahrung in diesem Altersbereich nicht beurteilen.Zugangsfertigkeiten / Einsatz bei behinderten Kindern / Testfairness:Wie auch im Manual thematisiert, sind die drei Untertests Was fehlt?, UnpassendesAusschließen und Nonverbales Gedächtnis nur begrenzt geeignet für die Untersuchung vonMenschen mit Sehbeeinträchtigungen. Deutliche Hör- und Sprechstörungen erschweren einefaire Untersuchung mit den drei verbalen Untertests.Die erforderlichen handmotorischen Zugangsfertigkeiten (Zeigen) werden nur bei schwerkörperbehinderten Menschen nicht vorliegen. Alternativ können bei entsprechendensprachlichen Fähigkeiten verbale Antworten gegeben werden. Hinweise auf weitere zulässigeTestadaptionen finden sich im Manual nicht. Verlangsamte Antworten, z. B. bei einerSprechstörung, können wegen des Zeitlimits zu niedrigeren Ergebnissen im NIX führen.Da verschiedene Items des NIX kulturspezifisch geprägt sind, ist eine kulturfaire Testung nichtgesichert. Dies betrifft u. a. die Interpretation der Ergebnisse bei Menschen mit aktuellemMigrationshintergrund sowie generell bei Menschen, die mit der angloamerikanischen Kulturweniger vertraut sind.CHC-theoretische Einordnung:Die folgende Tabelle nimmt eine Einordnung der RIAS-Untertests auf dem Hintergrund derCHC-Intelligenztheorie vor. Die CHC-Theorie stellt im Sinne eines hierarchischenIntelligenzmodells einen Ordnungsrahmen für die Beschreibung kognitiver Fähigkeiten dar, beidem die Allgemeinintelligenz (g-Faktor, Schicht-III) in 16 „breite“ (Schicht-II) und mehr als 80„schmale“ Fähigkeitsbereiche (Schicht-I) untergliedert wird.Bei den RIAS können vier Untertests im CHC-Modell nicht eindeutig eingeordnet werden, dadie Anforderungen mehrere Fähigkeitsbereiche ansprechen. In der Folge können auch dieGesamtwerte VIX, NIX und GGX nicht eindeutig im Sinne des CHC-Modells interpretiertwerden.Nähere Informationen zur CHC-Theorie als Rahmenmodell für die Beschreibung kognitiverLeistungen sind z. B. bei Schneider & McGrew (2018), Flanagan et al. (2013) sowiedeutschsprachig bei Mickley & Renner (2010, 2019), Renner & Mickley (2015) und Süß &Beauducel (2011) zu finden.-11/20-
Testinformation: RIASUntertestRaten SieUnpassendes AusschließenSätze ergänzenWas fehlt?Verbales GedächtnisNon-verbales GedächtnisCHC Schicht-IIKeine eindeutige Zuordnung:Kristalline Intelligenz (Gc)Fluide Intelligenz (Gf)Fluide Intelligenz (Gf)Keine eindeutige Zuordnung:Kristalline Intelligenz (Gc)Fluide Intelligenz (Gf)Keine eindeutige Zuordnung:Kristalline Intelligenz (Gc)Visuelle Verarbeitung (Gv)Kurzzeitgedächtnis (Gsm)Keine eindeutige Zuordnung:Kurzzeitgedächtnis (Gsm)Visuelle Verarbeitung (Gv)Nicht berücksichtigte CHC-Faktoren (Auswahl)Langzeitspeicherung und -abruf (Glr)Lesen & Schreiben (Grw)Verarbeitungsgeschwindigkeit (Gs)Quantitatives Wissen (Gq)Auditive Verarbeitung (Ga)Stärken: Hohe Reliabilität der GesamtwerteÜbersichtlicher TestaufbauUmfangreiches und übersichtliches TestmanualStabiles TestmaterialGut gestaltete ProtokollbogenEinheitlicher Testaufbau über einen weiten Altersbereich, was den Vergleich vonlängsschnittlich erhobenen Daten ermöglicht Überwiegend gut handhabbar mit einheitlichen Einstiegs- und Abbruchregeln Im Vergleich zu umfangreichen Testbatterien geringere Belastung der Testpersonen Geringe motorische Beanspruchung (einfaches Zeigen) Validitätsdaten im Manual werden durch aktuelle Forschungen der Autorengruppe ergänztEinschränkungen / Schwächen: Ungewöhnliche Form der Stichprobenrekrutierung (über Kunden des Testverlages) undfehlende Qualitätskontrolle der Testdurchführungen bei der Normierung Normierung: Insgesamt wären detailliertere Angaben zu den Stichprobenmerkmalenwichtig, z. B. zur Stichprobengröße der einzelnen Altersgruppen, zu den von Kindern undJugendlichen besuchten Bildungseinrichtungen Bodeneffekte b
and Screening (RIAS) Stand 13.06.2019 Gerolf Renner und Dieter Irblich Zitationsempfehlung: Renner, G. & Irblich, D. (2019). Testinformation zu den Reynolds Intellectual Assessment Scales and Screening (RIAS) (Dia-Inform Verfahrensinformationen 004-01). Ludwigsburg: Pädagogische Hochschule Ludwigsburg.