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Intraoperative Bildgebung in der Mund-,Kiefer- und GesichtschirurgieZusammenfassungDer Gesichtsschädel ist in der heutigenZeit häufig von Verletzungen betroffen. Neben körperlichen Auseinandersetzungen, Fahrradstürzen und Sportunfällen führen Schussverletzungenzu unterschiedlichsten Verletzungsmustern, die ästhetische, aber auchfunktionelle Defizite bei den Betroffenen hinterlassen können. In diesemZusammenhang ist die korrekte 3-dimensionale Rekonstruktion des Gesichtsschädels von entscheidender Bedeutung. Heute verfügbare intraoperative bildgebende Verfahren sind in derLage, die Reposition und die Rekonstruktion des Gesichtsschädels mehrdimensional zu visualisieren, um ggf.eine Revision sofort durchführen zukönnen. Die komplexe 3-dimensionaleStruktur des Gesichtsschädels stellt dabei besondere Anforderungen an dieintraoperativen bildgebenden Verfahren, da nur eine 3-dimensionale Bildgebung eine ausreichende Beurteilungdes Operationserfolgs zulässt. DieserÜbersichtsartikel beschreibt die aktuellen intraoperativen bildgebendenVerfahren mit Sonografie, CT, MRTund DVT einschließlich ihrer Vor- undNachteile aus der Sicht der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie.EinführungDer Gesichtsschädel ist in allen Altersgruppen häufig von Verletzungen betroffen. Die komplexe Anatomie des Gesichtsschädels stellt nach einem Traumahöchste Anforderungen an die bildgebenden Verfahren zur Diagnostik sowiein der Therapieplanung und ‑durchfüh-OP-JOURNAL 2013; 29: 130–135 Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New YorkDOI erative Imaging of theFacial SkeletonThe head and neck are often affectedby various causes of injuries. In addition to physical confrontations, bicyclecrashes and accidents, gunshotwounds cause injury patterns whichcan lead to aesthetic and also functional deficits. In this context, a correctthree-dimensional reconstruction ofthe facial skeleton is of crucial importance. The complex three-dimensionalstructure of the head and neck is demanding for intraoperative imagingmodalities. Only a three-dimensionalimaging technique allows an adequateassessment of the success of the operation in this field. Nowadays, intraoperative imaging techniques allow animmediate examination of the reduction and reconstruction and enable animmediate revision, if needed. This review article describes the current intraoperative imaging modalities including ultrasound, CT, MRI, and CBCTas well as their main disadvantagesand advantages from the point of viewof oral and maxillofacial surgery.rung. Neben ästhetischen können insbesondere funktionelle Defizite, zum einendurch das Trauma, zum anderen durchden chirurgischen Eingriff, entstehen.Die operative Therapie kann in 3 Abschnitte gegliedert werden:1. Diagnostik mit Stellen der Indikationzur operativen Versorgung, Auswahlder benötigten Implantate, Festlegungder Zugangswege und ggf. Vorbereitung zur intraoperativen Navigation2. Operation3. Reevaluation nach dem Eingriff – diezweckmäßigerweise unmittelbar nachVersorgung noch in Narkose erfolgensollte, sodass Korrekturen direktdurchgeführt werden können.Hier nimmt die intraoperative Bildgebung eine wichtige Stellung im Hinblick auf den Erfolg des chirurgischenEingriffs ein. Die heute zur Verfügungstehenden und zum Einsatz kommendenBildgebungsverfahren beruhen auf meistmodifizierten, etablierten Röntgen- oderSchnittbildverfahren wie C-Bogen/DVT(digitale Volumentomografie), Computer- (CT) oder auch Magnetresonanztomografien (MRT). Aber auch Ultraschalluntersuchungen (US) stellen eineMöglichkeit zur intraoperativen Bildgebung dar. Sie alle sollen den Erfolg deschirurgischen Eingriffs erhöhen und einemögliche Sekundäroperation vermeiden. Im optimalen Fall soll eine interventionsbedürftige Fehlstellung nach Versorgung, suboptimale Positionierungder Implantate und eine mögliche Verletzung relevanter Strukturen durchfehlplatzierte Schrauben noch in derErstoperation erkannt werden und diesdie Möglichkeit einer sofortigen Revisioneröffnen.nDie intraoperative Bildgebung erhöhtden Erfolg eines chirurgischen Eingriffsund hilft, Sekundäroperationen zu vermeiden.Ferner entstand der Wunsch, die bereitspräoperativ in der Diagnostik erhobenenDaten für den intraoperativen Einsatzzur besseren Orientierung nutzbar zumachen. Hier kann die computergestützte/computerassistierte Chirurgie denOperateur bei der Wiederherstellungder korrekten Struktur in Form und Größe unterstützen.Das optimale intraoperativeBildgebungssystemDie Anforderungen an ein optimales intraoperatives Bildgebungsverfahren können je nach Untersuchung abweichen.Dieses Dokument wurde zum persönlichen Gebrauch heruntergeladen. Vervielfältigung nur mit Zustimmung des Verlages.n Henning Hanken, Christian Lohse, Alexandre T. Assaf, Max Heiland&
OP-JOURNAL 2/2013daten mit modernen Navigationssystemen ist es so zudem möglich, die Ultraschalldiagnostik in der computergestützten, computerassistierten Chirurgie zumEinsatz zu bringen, was bspw. in derNeurochirurgie zur Korrektur des BrainShifts nach Eröffnen der Kalotte genutztwird. Nachteile der Sonografie bestehenin der geringen Eindringtiefe, die durchKnochen limitiert wird, sowie der begrenzten 3-dimensionalen Darstellbarkeit insbesondere von Knochenstrukturen. Zur Darstellung und Beurteilungvon komplexen und ausgedehnten Verletzungen des Gesichtsschädels ist dieSonografie nicht geeignet.nDoch im Allgemeinen lässt sich folgendes festhalten:Unabdingbar für den Patienten und daschirurgische Personal sind gewisse Sicherheitsaspekte. Für das Personal, fallses im Operationssaal bleiben soll, ist dieNutzung eines bildgebenden Verfahrensohne ionisierende Strahlung vorteilhaft.Falls dennoch Röntgenstrahlung zumEinsatz kommt, ist unbedingt auf einengenügenden Sicherheitsabstand zumGerät und auf das Tragen von Bleischürzen zu achten. Darüber hinaus sollte dasgenutzte bildgebende Verfahren jederzeit die Überwachung der lebensnotwendigen Körperfunktionen und aucheinen freien Patientenzugang ermöglichen bzw. sollte diesen nicht einschränken. Außerdem sollte der Operationsablauf durch die bildgebende Diagnostikmöglichst nicht gestört bzw. verzögertwerden.Das optimale intraoperative Bildgebungssystem liefert zudem schnell (inmöglichst kurzer Zeit der Durchführung)hochauflösende 3-dimensionale Bilderin einem ausreichend groß erfasstenBildausschnitt („field of view“) mit nurgering ausgeprägten Metallartefakten.Dabei sollte die Strahlenbelastung fürden Patienten niedriger als bei der sonstverwendeten prä- und postoperativenDiagnostik sein.Intraoperative BildgebungsverfahrenUltraschall (US), SonografieDer Schall ist eine Materiewelle, bei derdie Moleküle oder Atome der Materie inRichtung der Schallausbreitung schwingen. Beim Übergang von Materie unterschiedlicher Dichte ändert sich dieSchallgeschwindigkeit aufgrund derWellenbrechung, und ein Teil der Wellewird an der Übergangsfläche gebrochen.Der Ultraschall hat eine Frequenz vonmehr als 16 000 Hz und ist für dasmenschliche Ohr nicht hörbar. In dermedizinischen Diagnostik werden Frequenzen zwischen 2 und 20 MHz verwendet. Er wird durch elektrische Kristalle erzeugt, die beim Anlegen einerentsprechenden elektrischen Wechselspannung im Rhythmus der Spannungschwingen und den Ultraschall erzeugen. Im Prinzip wird ein Ultraschallbildin der Medizin dadurch erzeugt, dassder in den Körper eingestrahlte Ultraschall an den verschiedenen Gewebenunterschiedlich stark reflektiert wird.Ultraschalluntersuchungen von luftgefüllten Organen wie Lunge oder MagenDarm-Trakt sind nicht möglich, genausosind Untersuchungen ab einer bestimmten Eindringtiefe Grenzen gesetzt. Zudem kann man mittels US die Fließgeschwindigkeit des Blutes (Doppler-Sonografie) beurteilen. Das Potenzial vonintraoperativen Ultraschalluntersuchungen für die Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie liegt v. a. in der Visualisierungder Jochbögen sowie der Vorderwandder Stirnhöhle. Ein großer Vorteil ist dieMöglichkeit der intraoperativen Darstellung nach geschlossener Reposition,ohne den Patienten einer zusätzlichenStrahlenbelastung auszusetzen [1, 2]. Zudem zeigt die Sonografie eine guteWeichgewebsdarstellung, was intraoperativ zur Lokalisation von Lymphknoten,Abszesshöhlen u. a. genutzt werdenkann. Im Vergleich zu den alternativ zurVerfügung stehenden Bildgebungsverfahren wie CT oder MRT geht die Ultraschalldiagnostik nicht mit einem hohenpersonellen und apparativen Aufwandeinher. Durch die Kopplung der Bild-Dieses Dokument wurde zum persönlichen Gebrauch heruntergeladen. Vervielfältigung nur mit Zustimmung des Verlages.Abb. 1 Ein intraoperatives stationäres CT-Gerät, dasunter sterilen Bedingungen eingesetztwerden kann. Exemplarisch ist hier eineCT-gesteuerte Ablation eines Hirnnervszu sehen.Intraoperative Ultraschalluntersuchungen liefern schnell und ohne Strahlenbelastung Informationen über das Weichgewebe und in sehr begrenztem Maßeüber oberflächliche Knochenstrukturen.Für die Beurteilung von ausgedehntenVerletzungen des Gesichtsschädels istdie Nutzung des Ultraschalls aber nichtgeeignet.Computertomografie (CT)Die Computertomografie ist eine Technologie, die nicht mehr aus der modernen bildgebenden Diagnostik wegzudenken ist. Für den Operationssaalwurde diese Technik modifiziert hin zukleineren Geräten, sodass eine Integration in den Operationsaal und Operationsablauf möglich wurde [3].In diesem Zusammenhang wurde auchder Begriff des „Hybrid-Operationssaals“eingeführt, da ein Saal mit einem stationären CT-System sowohl für eine Operation als auch für die Bildgebung genutztwerden kann. Diesem räumlichen Konzept steht eine Alternativlösung entgegen, bei der das CT-Gerät mobil inmehreren Operationssälen eingesetztwerden kann, indem es mit einem ausklappbaren Schienungssystem bei Bedarf fest an entsprechende Operationstische gekoppelt werden kann. Abb. 1zeigt ein Beispiel für einen typischen Hybrid-Operationssaal mit einem stationären CT-Gerät.Die Vorteile der Computertomografie fürdie intraoperative Bildgebung liegen inder Güte und Qualität des Bildmaterials,das in der Regel hochauflösend Weichund Hartgewebe wiedergibt. Die Nachteile der intraoperativen CT-Bildgebungliegen in den Kosten für das Gerät, derStrahlenbelastung für den Patienten, dieals insgesamt hoch einzustufen ist, in derHenning Hanken et al.: Intraoperative Bildgebung in der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie131
Abb. 2 a und b Intraoperative Darstellung einer osteosynthetisch versorgten Kieferwinkelfraktur links mit einem 3-D-C-Bogensystem (Siemens ARCADIS Orbic 3D, Siemens, Erlangen,Deutschland). Die Fraktur zeigt sich adäquat reponiert. Obwohl im Ober- und Unterkiefer eineDrahtbogenkunststoffschiene nach Schuchardt eingebracht wurde, sind die Metallartefakte inder 3-dimensionalen Rekonstruktion vernachlässigbar.Der Vorteil der MRT im Vergleich zuanderen radiologischen Untersuchungsverfahren liegt in der häufig besserenDarstellbarkeit bestimmter Organe undStrukturen aufgrund unterschiedlicherSignalintensitäten der Gewebe. Zu dendeutlich besser erkennbaren Strukturenim Vergleich zur CT-Diagnostik zählenu. a. das Gehirn und die Nerven. Die zusätzliche Gabe eines Kontrastmittels(z. B. Gadopentetat-Dimeglumin, Magnevist , Bayer Healthcare, Leverkusen)kann die Darstellung von z. B. Tumorgewebe oder Entzündungsherden deutlichverbessern.Abb. 3 a und b Intraoperative Darstellung eines durch ein Titanmesh (MatrixMIDFACE Preformed Orbita Plate, DePuy Synthes GmbH, Umkirch) rekonstruierten Orbitabodens rechts beigroßflächiger Fraktur mit einem 3-D-C-Bogensystem (Siemens ARCADIS Orbic 3D, Siemens,Erlangen). Der Boden und die mediale Wand zeigen sich in den Ebenen adäquat rekonstruiert.Zu den Nachteilen der MRT-Diagnostikzählt u. a. eine deutlich reduzierte Darstellung knöcherner Strukturen, sowiedie ausgeprägte Artefaktbildung durchim Patienten befindliche metallischeStrukturen.Per se sind nach aktueller Studienlagekeine wesentlichen Nebenwirkungenbei der herkömmlichen MRT-Diagnostikbekannt, lediglich in Einzelfällen kames bei Patienten zu temporären Lichterscheinungen im Auge, sog. Phosphenen, sowie zu kurz fie (MRT)bestimmter Atomkerne (Wasserstoffkerne/Protonen), die dann wiederum eineWechselspannung abgeben und durchdie Auslenkung der Atomkerne ein elektromagnetisches Signal erzeugen. BeimAbschalten dieses HF-Magnetfelds gebensie magnetische Signale ab, die von Empfangsspulen empfangen werden. Überzeitweilig zugeschaltete GradientenMagnetfelder können diese Signale bestimmten Orten und präzisen Volumenelementen beim Patienten zugeordnetwerden.Im Gegensatz zur konventionellen Röntgendiagnostik, der Computertomografie(CT) oder der digitalen Volumentomografie (DVT) wird bei der Durchführungder Magnetresonanztomografie (MRT)keine ionisierende Strahlung erzeugt.Moderne MRT-Geräte arbeiten mit starken statischen Magnetfeldern oder magnetischen Wechselfeldern. Die Aktivierung dieser magnetischen Felder führtzu einer phasensynchronen AnregungHeutige MRT-Geräte in der klinischenAnwendung arbeiten in der Regel im1,0–1,5-Tesla-(T-)Bereich (Niederfeldgeräte) oder 3-T-Bereich (Hochfeldgeräte)und erzeugen ebenso wie CT- oder DVTGeräte Schnittbilder in axialer, koronarerund sagittaler Richtung. Gegenwärtigfindet zu Forschungszwecken die Anwendung von MRT-Geräten mit einerFeldstärke von 7 T, 9,4 T, 11,7 T und 21 Tstatt.Notwendigkeit radiologischen Fachpersonals und im intraoperativen Zeitverlust, der aufgrund der Durchführung derAufnahme entsteht.n132In der klinischen Routine findet dieMRT-Diagnostik heute zahlreiche Anwendungen. Verschiedenste Verfahrenund Systeme wurden entwickelt, welchedie Anwendung und Nutzung der MRTheute zusätzlich verbessern. Hierzu zählen u. a. technische Erweiterungen wiedie Perfusions-MRT, funktionelle MRT,MR-Elastografie, Echtzeit-MRT oderMagnetresonanzangiografie. Hinsichtlich der Bauform unterscheidet man offene und geschlossene MRT-Systeme. Zuden neuesten Anwendungsbereichenzählt u. a. die intraoperative MRT-Diagnostik.Die intraoperative CT-Bildgebung lieferthochqualitative 3-dimensionale Bildervom Weich- und Hartgewebe. Allerdingssind die CT-Geräte kostspielig, und derPatient wird einer relativ hohen Strahlenbelastung ausgesetzt.Zu den neuesten Errungenschaften inder modernen MRT-Diagnostik zählt dieModifizierung und Anwendung spezieller präformierter Spulen, die eine deutlich verbesserte Darstellung bestimmterZielstrukturen, wie z. B. der Brust, derOhren oder der Kiefer ermöglichen. Diese Spulen verfügen i. d. R. über flexibleGelenke und ermöglichen somit, durchdas direkte Anlegen der Spule an die zuuntersuchende Struktur, eine deutlicherhöhte Auflösung der Bildqualität.In einzelnen medizinischen Zentren findet seit einigen Jahren zudem die Anwendung von intraoperativen MRT-Ge-Henning Hanken et al.: Intraoperative Bildgebung in der Mund-, Kiefer- und GesichtschirurgieDieses Dokument wurde zum persönlichen Gebrauch heruntergeladen. Vervielfältigung nur mit Zustimmung des Verlages.OP-JOURNAL 2/2013
OP-JOURNAL 2/20133-D‑C-Bogen (DVT; digitaleVolumentomografie)Die digitale Volumentomografie hat innerhalb der letzten Dekade in derMund-, Kiefer- und GesichtschirurgieEinzug in die Operationssäle gehalten[5, 6]. Im Gegensatz zur CT-Technologienutzt die digitale Volumentomografieein konisches Strahlenbündel, das durcheinen großen Sensor aufgefangen wird.Aus diesem wesentlichen technischenUnterschied leitet sich auch das im angloamerikanischenSprachraumgebräuchliche Akronym CBCT (Cone-BeamComputed Tomography) ab. Das DVTwird bei den gängigen Systemen in einenisozentrischen C-Bogen integriert, derbei Aufnahme 190 um das zu untersuchende Gebiet abfährt. Nachteile dieser Technologie liegen in der Anwendung von ionisierender Strahlung, derausschließlichen Beurteilbarkeit vonHartgewebe in den Aufnahmen, der eingeschränkten Bildqualität sowie des kleinen „field of view“, das mit einer Aufnahme erfasst werden kann (s. Abb. 2und 3). Vorteile bestehen in der Erzeugung von 3-dimensionalen Bildserienmit einer guten Darstellung der Hartgewebe innerhalb kürzester Zeit intraoperativ und dies mit einer deutlich geringeren Strahlenbelastung als eine vergleichbare konventionelle CT-Aufnahme.Zudem ist das Gerät mobil und vergleichsweise kompakt, sodass es in großen Operationszentren in allen Säleneingesetzt werden kann und nicht aneinen Standpunkt gebunden ist. Abb. 4 aund b zeigt ein 3-D-C-Bogensystem imEinsatz.nräten in Hybrid-OPs statt [4]. Bedingtdurch die Möglichkeit der intraoperativen Bildgebung können minimalinvasiveEingriffe durchgeführt werden, die einedeutlich erhöhte Sicherheit für den Patienten gewährleisten und somit deutlich weniger traumatisch für die Patienten sind.Die Anwendung der MRT-Diagnostik insolchen Hybrid-OPs findet aktuell vorwiegend auf den Gebieten der Neurochi-rurgie, der Herz- und Gefäßchirurgie sowie der Thoraxchirurgie statt.nIntraoperative MRT-Systeme liefernhochauflösende 3-dimensionale Bildervorwiegend der Weichteile. Vorteilhaftist, dass die Patienten keiner Strahlenbelastung ausgesetzt sind. Nachteilig erscheinen die hohen Kosten sowie einschwieriges intraoperatives Handling(kein Metall in der Nähe des MRT-Systems).Dieses Dokument wurde zum persönlichen Gebrauch heruntergeladen. Vervielfältigung nur mit Zustimmung des Verlages.Abb. 4 a und bDie Anwendung eines3-D-C-Bogensystems(ARCADIS Orbic 3D,Siemens, Erlangen)zur intraoperativenDarstellung des Gesichtsschädels.3-D-C-Bogensysteme liefern 3-dimensionale Bilder und erlauben Aussagenüber die Hartgewebe. Sie sind mobilund im Vergleich relativ kostengünstig.Die Bildqualität ist CT-Aufnahmen nichtebenbürtig, allerdings wird der Patienteiner geringeren Strahlenbelastung ausgesetzt.Intraoperative NavigationssystemeDie Nutzung von intraoperativen Navigationssystemen im Bereich der Mund-,Kiefer- und Gesichtschirurgie ist bei Tumorresektionen im Bereich des Mittelgesichts, der Augenhöhlen und der Schädelbasis, der sekundären Rekonstruktiongrößerer Defekte und bei der primärenVersorgungausgedehnterMittelgesichts- und Orbitafrakturen etabliert.Diesen Indikationsfeldern ist eine komplexe 3-dimensionale Struktur zu eigen,Henning Hanken et al.: Intraoperative Bildgebung in der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie133
OP-JOURNAL sitionAbb. 5 Workflowzur Vorbereitung derintraoperativen Navigation. Basis sindpräoperative DICOMDaten, die nach Laden in die Planungssoftware bearbeitetund markiert werdenkönnen. Zusätzlichkönnen intraoperativaufgenommene Bilddaten mit den präoperativen Daten fusioniert werden, umdie Daten der Realsituation anzupassen.(C-Bogen)Abweichen der in realo bestehenden Situation von der im Gerät gespeicherten,präoperativen Situation (Abb. 6). Dieskann im Zweifelsfall bis zum Verlust derNavigationsfähigkeit führen. Um dieseAbweichung wieder auszugleichen, können intraoperative Bilddaten mit den imSystem eingespielten präoperativen Daten fusioniert werden.nDie intraoperative Bildgebung ist für Navigationssysteme von großer Bedeutung, da die Genauigkeit der Navigationsdaten im Verlauf der Operation abnimmt. Dieser Effekt kann durch dasAufspielen von intraoperativ erzeugten3-dimensionalen Bildern wieder ausgeglichen werden.Die intraoperative Bildgebungim klinischen AlltagAbb. 6 Navigationsgestützte Tumorresektion bei schädelbasisnaher Lokalisation eines rezidivierten Ameloblastoms. Hier wird die Diskrepanz zwischen der auf präoperativen Bilddaten basierenden Darstellung des Navigationssystems und dem intraoperativen Situs besonders deutlich.sodass das Navigationssystem den Operateur bei der Wiederherstellung derkorrekten Struktur in Form und Größeunterstützt. Darüber hinaus kann dasAuffinden von Fremdkörpern vereinfacht und so die Operationszeiten verringert werden.Die auf dem Markt befindlichen Systeme(u. a. Kick , Brainlab AG, Feldkirchen,Deutschland, oder Fusion NavigationSystem , Medtronic International, Tolochenaz, Schweiz) nutzen entweder eingespielte präoperativ vorbereitete Datenvon 3-dimensionalen Schnittbildern (CT,DVT oder MRT) oder intraoperativ akquirierte Daten, um diese auf einem Monitor intraoperativ mit simultaner Anzeige134eines chirurgischen Instruments wiederzugeben (Abb. 5). Dabei wird die Positiondes Instruments in Echtzeit in denSchnittbildern wiedergegeben, sodassder Operateur jederzeit über die genauePosition des Instruments informiert ist.Nach Einspielen der Daten präoperativin die Planungssoftware des Navigationssystems kann die Markierung deroperationsrelevanten Strukturen präoperativ erfolgen.Ein Hauptproblem der Navigationssysteme besteht im zunehmenden Verlust derGenauigkeit im Verlauf der Operation.Bedingt durch die chirurgische Intervention kommt es unweigerlich zu einerVeränderung und einem zunehmendenAufgrund der Mobilität und der leichtenund schnellen Anwendbarkeit hat sich inunserer Klinik die reguläre Nutzungeines 3-D-C-Bogensystems etabliert.Nach Reposition und Osteosyntheseeiner Gesichtschädelfraktur erfolgt eineintraoperative Stellungskontrolle, umggf. sofort eine Revision durchführen zukönnen. Der Zeitverlust durch die Bildgebung ist dabei als nicht relevant imHinblick auf den Nutzen zu bezeichnen.Ein Revisionsbedarf tritt dabei bei ca.10 % der Fälle auf, wobei eine sofortigeRevision erfolgen kann [7]. Als vielversprechende Erweiterung des Spektrumsist die Möglichkeit zu nennen, nach stabiler geschlossener Reposition von Mittelgesichtsfrakturen und intraoperativerRöntgenkontrolle auf eine offene Darstellung und Osteosynthese zu verzichten [6].Interessant ist aus unserer Sicht aber diePerspektive mobiler CT-Systeme, welcheeine noch bessere Bildqualität und v. a.eine Weichgewebsdarstellung versprechen.SchlussfolgerungenDie intraoperative Bildgebung mit Sonografie, MRT, CT und 3-D-C-Bogensystemen ist eine wertvolle Bereicherungund wichtige Unterstützung für dieMund-, Kiefer- und Gesichtschirurgieund bietet wesentliche Vorteile im Hinblick auf eine sofortige Kontrolle desOperationserfolgs. Bei sorgfältiger Abwägung der Vor- und Nachteile der aufdem Markt befindlichen intraoperativenSysteme und dem bestehenden Bedarfkann ein Gerätetyp ausgewählt werden,Henning Hanken et al.: Intraoperative Bildgebung in der Mund-, Kiefer- und GesichtschirurgieDieses Dokument wurde zum persönlichen Gebrauch heruntergeladen. Vervielfältigung nur mit Zustimmung des Verlages.präoperativeDICOM-Daten
OP-JOURNAL 2/201345Literatur1236Friedrich RE, Heiland M, Bartel-Friedrich S.Potentials of ultrasound in the diagnosis ofmidfacial fractures*. Clin Oral Investig 2003;7: 226–229Stieve M, Issing PR, Mack KF et al. [Indicationsof intraoperative ultrasound in head andneck surgery]. Laryngorhinootologie 2012;91: 422–426Novelli G, Tonellini G, Mazzoleni F et al. Surgical navigation recording systems in orbitozygomatic traumatology. J Craniofac Surg2012; 23: 890–8927Jolesz FA. Future perspectives for intraoperative MRI. Neurosurg Clin N Am 2005; 16:201–213Heiland M, Schulze D, Blake F et al. Intraoperative imaging of zygomaticomaxillary complex fractures using a 3D C‑arm system. Int JOral Maxillofac Surg 2005; 34: 369–375Wilde F, Lorenz K, Ebner AK et al. Intraoperative imaging with a 3D C‑arm system afterzygomatico-orbital complex fracture reduction. J Oral Maxillofac Surg 2013; 71: 894–910Klatt JC, Heiland M, Blessmann M et al. Clinicalindication for intraoperative 3D imaging during open reduction of fractures of the neckand head of the mandibular condyle. J Craniomaxillofac Surg 2011; 39: 244–248Dr. med. Dr. med. dent.Henning HankenWissenschaftlicher MitarbeiterDr. med. Christian LohseWissenschaftlicher MitarbeiterDr. med. Dr. med. dent.Alexandre Thomas AssafWissenschaftlicher MitarbeiterProf. Dr. med. Dr. med. dent.Max HeilandDirektorKlinik und Poliklinik für Mund-,Kiefer- und GesichtschirurgieUniversitätsklinikum HamburgEppendorfMartinistr. 5220246 HamburgDieses Dokument wurde zum persönlichen Gebrauch heruntergeladen. Vervielfältigung nur mit Zustimmung des Verlages.mit dem sich die Durchführung der Aufnahmen problemlos in den Operationsablauf integrieren lä[email protected] Hanken et al.: Intraoperative Bildgebung in der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie135
tur links mit einem 3-D-C-Bogensystem (Siemens ARCADIS Orbic 3D, Siemens, Erlangen, Deutschland). Die Fraktur zeigt sich adäquat reponiert. Obwohl im Ober- und Unterkiefer eine Drahtbogenkunststoffschiene nach Schuchardt eingebracht wurde, sind die Metallartefakte in der 3-dimensional